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Es war alles nur ein Traum

Das 13. Symposium zum Film ist an diesem Wochenende dem Thema „Das Kino träumt`“ gewidmet

Wir finden den Protagonisten erstarrt von Schrecken oder Verzweiflung in der denkbar schlimmsten Situation, und just wenn das Beil fällt, sein Wagen an die Mauer prallt oder er aus dem Fenster stürzt, gibt es einen Schnitt auf den mit aufgerissenen Augen im Bett Liegenden, denn es war alles nur ein Traum. Dieser billige dramaturgische Taschenspielertrick ist leider auch heute noch sehr gebräuchlich, denn auch wenn man sich über ihn ärgert, muss man doch zugestehen, dass er immer wieder funktioniert. Und er führt zumindest sehr plastisch vor, wie ähnlich das Träumen und das Filmesehen einander sind. Nicht umsonst ist der Traum die wohl am häufigsten gebrauchte Metapher für das Kino: Hollywood ist eine Traumfabrik, in der man auf dem Boulevard of Broken Dreams schlafwandelt, und wenn die Erzählstränge mal ein wenig unübersichtlich werden, schreibt man als Kritiker gern von der Traumlogik eines David Lynch-Films.

Somit hat das alljährlich im Kino 46 stattfindende Filmsymposium, das in Kooperation vom Kommunalkino und der Universität Bremen veranstaltet wird, diesmal wieder einen schlüssigen Schwerpunkt, nachdem die Vorgänger in den letzten Jahren mit Themen wie „Kino zwischen Text und Körper“ oder „Kino als Kaleidoskop von Reiseerfahrungen“ doch ziemlich akademisch und abstrakt ausfielen. Zwischen Freitagmittag und Sonntagabend werden acht Vorträge gehalten, und das Spezielle an diesem Symposium besteht auch in diesem Jahr wieder darin, dass es in einem Kino stattfindet, wo dann jeweils auch die Filme gezeigt werden können, auf die sich die Vorträge beziehen.

So wird direkt nach dem Einführungsreferat „Dream-Screen? – Die Film / Traum-Analogie im theoriegeschichtlichen Kontext“ am Freitagnachmittag der französische Alp-Film „Harry meist es gut mit dir“ von Dominik Moll zu sehen sein, und gleich danach spricht mit Mechthild Zeul eine der führenden europäischen Psychoanalytikerinnen über Pedro Almodóvars „Volver“, der dann natürlich auch in der Originalfassung mit Untertiteln folgt. Auf einen in englisch gehaltenen Vortrag über „filmic self-portraiture between document and dream“ von Laura Rascaroli aus Irland berichtet der Professor für Geschichte und Ästhetik Karl Sierek aus Wien über das Traumbild des Fliegens, das auffällig oft im chinesischen Kino genutzt wird, während im europäischen Film ja wohl eher gefallen wird.

Der Franzose Philippe-Alain Michaud wird in seinem Referat „Dreamfactory“ darüber erzählen, dass die Einführung des Tonfilms die Beziehung des Films zum Traum grundlegend änderte, da die Sprache den Bildern eine eindeutigere Zuordnung aufzwang. Der in Minneapolis lehrende Germanist Rembert Hüser stellt seine zumindest originelle These vor, dass der Vorspann jeweils der Traum eines Films ist, und er darin von der Schrift träumt. Paul Young aus Nashville spricht in seinem Vortrag unter dem Titel „The Flickering Window“ darüber, dass im frühen Stummfilmkino viele Regisseure versuchten, einen Realismus zu entwickeln, der aber heute ebenso fantastisch wie surreale Traumfantasien wirkt. Als Beleg dafür wird am Freitag um 20 Uhr „Hearts of the World“ von D. W. Griffith gezeigt. Es ist inzwischen schon Tradition, dass im Rahmen des Symposiums auch Stummfilme gezeigt werden, und diesmal gibt es neben dem Griffith als krönenden Abschluss auch noch den wunderschönen „Sherlock Jr“ von Buster Keaton, in dem dieser sich als schlafender Filmvorführer in die Handlung auf der Leinwand hineinträumt. Wilfried Hippen

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