: Hier geht‘s in die Stadt
Die Freifläche zwischen Bahnhofsplatz und Hochstraße soll verkauft werden. Der Senat will ein „repräsentatives Eingangstor Bremens“ – nur die Öffentlichkeit soll nicht zu stark mitreden
Von Felix Zimmermann
Die Umgebung des Bahnhofsvorplatzes könnte sich schon bald stark verändern, der gewohnte Blick beim Verlassen der Bahnhofshalle in Richtung Innenstadt wäre dann verstellt durch ein Gebäude. Die Hochstraße würde dahinter verschwinden, Bremen soll sein repräsentatives Tor zur Stadt bekommen.
Das jedenfalls ist das Ziel, mit dem sich der Senat jetzt erneut an den Verkauf jener Freifläche zwischen Bahnhofsvorplatz und Hochstraße macht, die bislang von Skatern genutzt wird. Die Skateranlage aber ist nur eine Zwischenlösung auf einem Grundstück, das die Stadt Bremen schon lange verkaufen will.
Mehrere Versuche, einen Käufer zu finden, schlugen fehl. In den neunziger Jahren etwa fand sich nach Angaben des Bauressorts niemand, der den damals festgesetzten Verkehrswert von bis zu 33,74 Millionen Euro zahlen wollte. Weitere Verkaufsversuche führten ins Nichts, der Preis für das Grundstück sank, weil es durch die Verlegung des Herdentorsteinweges schrumpfte. Inzwischen ist die Fläche als Schnäppchen zu haben: Nur noch 5,9 Millionen Euro möchte der Senat kassieren. Die Summe ist als Festpreis festgelegt, entscheidend für den Zuschlag ist das Konzept.
Das muss überzeugen und soll laut Senatsvorlage „das Eingangstor Bremens in einer repräsentativen Weise gestalten, um neben den Kaufpreiseinnahmen einen Imagegewinn und ein Investitionssignal zu erzielen“. Die Stadt erhofft sich eine Aufwertung der Bahnhofsvorstadt insgesamt und sieht Chancen auf Anschlussinvestitionen für die Umgebung mit altem Postamt an der Weide, Bahnhofstraße und Hillmannplatz.
Der Sprecher des Bausenators, Michael Ortmanns, sagte, noch in dieser Woche werde das Grundstück europaweit ausgeschrieben werden. Die Bewerbungsfrist werde dann 52 Kalendertage betragen. Nur: Wer entscheidet, wie das Eingangstor Bremens gestaltet wird? Und was genau heißt „repräsentativ“ an dieser Stelle? Laut Ortmanns werde der Investor mit dem besten Konzept durch den Senat bestimmt. Die zuständigen Fachabteilungen des Bau- und Finanzressorts geben Voten ab, dann wird entschieden.
Der Präsident der Bremer Architektenkammer, Michael Frenz, der zugleich Stadtplaner ist, hat Zweifel, dass mit der von Ortmanns skizzierten Entscheidungsfindung ausreichend Transparenz für dieses große Stück Bauland mitten in Bremen gewährleistet ist. „Das ist ein heikles Grundstück. Um beurteilen zu können, was dort geeignet ist, muss ein Wettbewerb ausgeschrieben werden“, sagt Frenz. Dann würde eine Jury mit externen Architekten, Stadtplanern und anderen Experten die verschiedenen Konzepte bewerten. Potenzielle Investoren wären gezwungen, ihre Pläne einer breiteren Öffentlichkeit vorzulegen als nur den Fachabteilungen der Ressorts.
Entscheidend ist für Frenz auch die Frage, ob ein Gebäude an dieser Stelle auch öffentlich genutzt wird. Ihm etwa wäre ein großes Kino oder eine Ausstellungshalle am liebsten, „auch wenn der Zug dafür abgefahren ist“. An der Stelle zwischen Bahnhof und Stadt böte sich ein lebendiger Ort an, sagt Frenz. Ortmanns dagegen geht davon aus, „dass es in Richtung Bürogebäude geht“.