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Archiv-Artikel

Unis in der Hand der Oberschicht

betr.: „Bezahlstudium: Nur das Kassieren klappt“, taz vom 2. 2. 08

Jetzt ist eindeutig belegt, was zuvor absehbar war. Die Gebührenbefürworter haben das erreicht, was sie wollten: Arbeiterkinder und andere Unterprivilegierte überlegen es sich noch einmal, ob sie denn wirklich ein Studium beginnen und das Risiko der Überschuldung auf sich nehmen sollen. Auf kurz oder lang, auch mit Hinblick auf steigende Studiengebühren, wird die Oberschicht die Unis wieder komplett in ihrer Hand haben. Dass das politisch gewollt ist, sieht man daran, dass seit mindestens 30 (!) Jahren seriöse Studien fordern, dass endlich das dreigliedrige Schulsystem, der Halbtagsunterricht und die frühe Aufteilung der Kinder ebenso wie der Frontalunterricht in viel zu großen Klassen abgeschafft werden müssen.

All das wird von der Politik bewusst ignoriert. Das Bezahlstudium ist nur die logische Konsequenz des Ganzen. Herausstechen tut dann nur noch die dreiste Behauptung des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums, die sinkenden Studentenzahlen seien auf die kürzeren Bachelor- und Masterstudiengänge zurückzuführen. Tatsache ist, dass in dem Großteil der Studienfächer die „neuen“ Studiengänge noch gar nicht lang genug angeboten werden und dort deshalb kein einziger Student einen Bachelor, geschweige denn einen Master gemacht haben kann! Wenn ein Wissenschaftsministerium solche Aussagen trifft, wundert’s mich nicht, dass es zu keinen Bildungsreformen kommt, die den Namen auch verdient haben. DAVID LÖH, Tübingen