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Archiv-Artikel

Den Bremer Ursprüngen auf der Spur

Heiden, Hafenmauern und architektonische Eitelkeiten: Der Bredenplatz als archäologisches Füllhorn

Kloaken sind ein Glücksfall für Archäologen. Zumindest, wenn die Fäkalien unserer Vorfahren in einem historisch so bedeutendem Gebiet wie dem heutigen Bredenplatz abgesondert wurden. In der Hotel-Baugrube haben Dieter Bischop und sein Team unter anderem mittelalterliche Holzgefäße gefunden, die ohne die schützende Exkrementschicht wohl längst zerfallen wären. Neben dem Luftabschluss sei vor allem die Gerbsäure ein wichtiger Faktor zur Erhaltung des Holzes, erläutert der kommissarische Landesarchäologe.

An der Martinistraße, wo früher das Dienstgebäude des Häfensenators stand, befand sich Bremens älteste Hafenanlage – die längst versandete Balge ermöglichte Weserkähnen, unmittelbar am Marktplatz anzulegen. Bischops Grabungen weisen nach, wie stark die Ufermauern bereits im 11. Jahrhundert befestigt waren – bislang galt die Balge eher als Naturhafen.

Vom lebhaften Treiben auf Bremens ältestem Ufermarkt zeugen mehrere Münzen, unter anderem ein Kölner Denar aus der Zeit um 1000, Dolche sowie offenbar beim Verladen verloren gegangene Schmuckstücke. Von besonderem Interesse ist eine silberne Fibel samt grünem Schmuckstein, in dem versteckt eine Kreuz-Symbolik sichtbar wird – als Zeugnis der Ende des 8. Jahrhunderts begonnenen, zunächst jedoch sehr langsam voranschreitenden Christianisierung des Bremer Gebietes.

Als spannend erweist sich auch die Untersuchung eines Wohnturms aus der Zeit um 1200. Dessen Erbauer präsentierten sich als architektonisch auf der Höhe der Zeit befindlich: Die ortsüblichen Findlinge wurden durch Scheinfugen als rechteckig gehauene Steinquader kaschiert, wie sie von reicheren Bauherren etwa aus der Eifel importiert wurden.

All das hat Bischop allein in den ersten drei Metern Tiefe gefunden. Da die Baugrube insgesamt sieben Meter ausgehoben wird, ist Bischop in froher Erwartung weiterer Überraschungen: „Wahrscheinlich war das Gelände bereits zur Germanenzeit genutzt, es sind also Funde aus der Zeit um Christi Geburt möglich.“

Henning Bleyl