Gegen den Tugendterror

betr.: „In Rheinland-Pfalz darf in Mini-Kneipen weiter geraucht werden. Letztes Glimmen am Ende des Tunnels“, Kommentar von Christian Füller, taz vom 12. 2. 08

Einst träumte man von einer Gesellschaft, in der staatliche Gewalt auf ein Minimum reduziert wird, Konflikte kommunikativ gelöst werden. Heute genießen so einige, einmal die Staatsgewalt auf ihrer Seite zu haben – auch und gerade im privaten Bereich. Geht es doch gegen Mitmenschen, die nicht Gesundheit als höchsten Wert anhimmeln, sondern ein Laster pflegen. Und gegen andere, die – trotz Eigengefährdung – dies hinnehmen. Die sich nicht schütteln, wenn ihre Klamotten einen Tag nach einem Barbesuch nach einer wilden Nacht riechen. Sich Vergnügen nicht nur im Rahmen des ärztlich Empfohlenen gönnen. Denn beiden geht gemeinsame Lebensfreude vor einem langen, krankheits-, konfliktfreien und ebenso ereignisarmen und langweiligen Leben.

„Das Geschäft selbst von Einraumkneipen läuft eben nicht schlechter, sondern im Gegenteil: besser.“ Wenn C. Füller das so gut weiß und somit klagende Gastwirte zu Schlafmützen ernennt, warum hat er in den unseligen Zeiten der Rauchertolerierung nicht schon lange eine rauchfreie Eckkneipe in einem Unterschichtenviertel aufgemacht? Zudem, vielleicht laufen ja auch Diskos, Rockkonzerte und Rummelplätze besser, sollte ihnen Zimmerlautstärke (staats-)gewaltsam befohlen werden.

Darum, Raucher aller Länder vereinigt euch! Gegen die Diktatur des Elitariats, auch wenn es sich alternativ-flockig gibt. Gegen Gesundheitsapostel, Mäßigkeitsstifter, Spaßverderber; gegen den Terror der Tugend. KLAUS PRIESUCHA, Oldenburg

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