: Spurenlese für Sinnsucher
Erfolgreich sein im Beruf, Karriere machen und gleichzeitig auch noch etwas Gutes tun – davon träumt so mancher. Das Buch „Die Zukunftsmacher“ stellt 23 Menschen vor, die genau das tun. Abgucken ist erwünscht
Sie sind Geschäftsleute, Computerfreaks, Ingenieure, Tänzer, Kunsthistoriker, Ärzte, Menschenrechtsaktivisten. Für Joanna Stefanska und Wolfgang Hafenmayer sind sie „Die Zukunftsmacher“. Denn sie haben nicht nur hohe Ansprüche an ihren Beruf, wollen erfolgreich sein und Karriere machen. Das Ganze soll auch sinnvoll seien. Deshalb setzen sie sich ein für eine gute Sache und haben dabei auch noch Spaß. Das scheint im Trend zu liegen. Immer mehr Menschen wollen jenseits von Profitmaximierung und sinnentleertem Konsum Spuren hinterlassen und suchen nach Sinn und Erfüllung im Beruf. Für „soziales Unternehmertum“ werden mittlerweile zahlreiche Preise vergeben.
23 solcher Menschen, die nicht nur ihre eigene Zukunft lebenswerter gestalten, sondern auch die anderer Menschen, stellen die beiden Autoren in ihrem Buch „Die Zukunftsmacher“ vor. Ihre Geschichten sollen inspirieren und Mut machen. Im Frühjahr 2005 hängten Stefanska und Hafenmayer ihre gut bezahlten Jobs in der freien Wirtschaft vorübergehend an den Nagel, um für zwölf Monate durch die Welt zu reisen. Sie wollten dabei Menschen kennenlernen, die mit ihrem beruflichen Engagement etwas Positives bewirken. Mission erfüllt: Die beiden trafen insgesamt sogar 230 von ihnen.
Zum Beispiel den Deutschen Florian Krämer, der sich nach dem Abitur mit einem Freund voll Naivität ausgerechnet ins Bürgerkriegsland Zaire aufmachte, die heutige Demokratische Republik Kongo. Nach Südafrika wollten sie sich durchschlagen. Zu Fuß. Weit kamen sie nicht. Stattdessen erlebten sie auf ihrer mühsamen Flucht unbeschreibliches Leid. Davon geprägt, wollte Krämer sein Leben künftig den Kindern in Afrika widmen. Heute leitet er einen Kinderhort für Waisenkinder in Kapstadt, trotz zahlreicher und nicht enden wollender Widrigkeiten.
Oder die peruanische Ingenieurin Albina Ruiz Ríos, die sich so sehr über die stinkenden Müllhaufen in den Armenvierteln Limas ärgerte, dass sie ein ausgeklügeltes Abfallentsorgungssystem entwickelte. Ihr Grundgedanke: Statt jeden Monat vier bis zehn Dollar für Mittel gegen Durchfall oder andere durch mangelhafte Hygiene bedingte Krankheiten auszugeben, könnten die Bewohner der Armenviertel dieses Geld ebenso gut in eine funktionierende Müllabfuhr stecken. Und das tun sie seitdem auch. Dadurch sind wiederum zahlreiche Jobs in Miniunternehmen entstanden, denn der Müll wird schließlich nicht nur abgeholt, sondern auch getrennt und verwertet.
Im Anschluss an die Porträts der Zukunftsmacher geben Stefanska und Hafenmayer konkrete Anregungen, das eigene berufliche Leben genauer zu hinterfragen und einen Beruf mit Bedeutung für sich zu finden. Abgerundet wird das Ganze mit einem Essay des Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus.
KRISTINA SIMONS
Joanna Stefanska und Wolfgang Hafenmayer: „Die Zukunftsmacher. Eine Reise zu Menschen, die die Welt verändern – und was Sie von ihnen lernen können“. oekom Verlag, München 2007, 256 Seiten, 19,90 €