: Machtorientierte Prozentrechnerei
betr.: „Hamburg-Wahl. Das ist Schwarz-Grün“
Hier und da vermag es eine Handvoll Linker, die in die Parlamente einzieht, eine unvorstellbare Hysterie auszulösen. Es ist interessant und amüsant zugleich, wie demokratisch völlig normale und schließlich auch erklärbare, selbst minimale Verschiebungen der Wählerstimmen zu heißesten Diskussionen und mehr führen können. Jedem Wähler offenbart sich eine unglaubliche machtorientierte Prozentrechnerei, verbunden mit Anschuldigungen, ekelhafter Buhlerei und Anbiederung, pur heuchlerischen Inhalts-Betonungen bis hin zu Forderungen nach Ausgrenzung samt Drohungen. Regierbarkeit des Landes wird in Frage gestellt und Personen damit in Verbindung gebracht. Demokratie scheint nur solange nett und lobenswert, wie sie nach Stimmabgabe des Souveräns beliebige Teilungen der Macht unter zwei großen politischen Lagern zustande bringt. Die Frage vorgegebener Inhalte spielt zunehmend eher untergeordnete Rolle, so die traditionellen Mehrheitsbeschaffer verlässlich zur Verfügung stehen. Was ist solche Demokratie wert, die gar nicht mehr den Beweggründen der Wähler nachzugehen sucht, die alles mit dem Begriff „Protest“ geringschätzig abtut, die jede sachliche Auseinandersetzung vermissen lässt und offenbar sogar scheut?
ROLAND WINKLER, Remseck