Schill-Tagebücher aufgetaucht

Die geheimen Tagebücher von Ronald Barnabas Schill befinden sich im Besitz der taz nord. Nachdem gestern bei der Boulevard-Zeitung Hamburger Morgenpost geheime Schill-Videos aufgetaucht sind, sehen wir uns genötigt, die ursprünglich für Ende April geplante, auszugsweise Veröffentlichung der intimen Bekenntnisse des exilierten Hamburger Innensenators a. D. vorzuziehen.

Die insgesamt 63 in Schweinsleder gebundenen Kladden tragen das Rauschgoldmonogramm RBS. In ihnen zeigt sich der Mann, der als „Richter Gnadenlos“ Popularität erlangte, als unerwartet sensible Persönlichkeit: In anrührenden Reflexionen beschäftigt sich Schill mit seinem stets zu Unzeiten auftretenden Herpes-Leiden. Zugleich geben die Dokumente Aufschluss über seinen doppelten Kampf gegen die Drogen – den persönlichen und den amtlichen.

Etwaige Zweifel an ihrer Echtheit weisen wir zurück: Die taz nord hat das Konvolut von einem vertrauenswürdigen Sammler, der anonym bleiben möchte, für insgesamt 9,3 Millionen DDR-Mark gekauft. Der Altonaer Fälschungs- und Informations-Beschaffungs-Preis-Experte Gerd Heidemann (vormals Stern) bestätigte: Das sei „eine realistische Summe“. Die von Schill-Experten erhobene Forderung einer chemisch-physikalische Analyse in den Labors des Bundesarchivs müssen wir wegen des hohen Wertes der Dokumente zurückweisen. TAZ