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Archiv-Artikel

Ungeliebter Admiral mit eigenem Kopf

Ist er ein erneuter Beweis dafür, dass Dissens in der Bush-Administration abgestraft wird? Der auch für den Irak und Afghanistan zuständige Chef des Central Commands der US-Streitkräfte, Admiral William „Fox“ Fallon, nimmt vorzeitig den Hut. Dabei hatte der als „brillantester Stratege“ gelobte Admiral sein Amt erst vor knapp einem Jahr angetreten. Fallon, 63, bestreitet zwar, dass er in seinen politischen Zielen mit dem Weißen Haus über Kreuz läge, dennoch hatte er in mehreren Interviews in der Vergangenheit die harte Haltung Präsident George W. Bushs gegenüber dem Iran kritisiert. Fallon entschied sich überraschend zum Rücktritt, nachdem ein angesehener Militäranalyst im US-Magazin Esquire über seine Differenzen mit der US-Führung geschrieben hatte. Beobachter glauben, er sei zwar nicht in Opposition zur Regierung und dem Oberkommandierenden im Irak, General David Petraeus, weil aber in der Öffentlichkeit der Eindruck von Meinungsverschiedenheiten entstanden sei, habe sich Fallon nicht mehr des Vertrauens der zivilen Führung sicher sein können. Als Vier-Sterne-Admiral sei es daher seine Pflicht gewesen zu gehen. Fallon quittiert nach 41 Jahren den Dienst.

Fallon war erst am 16. März 2007 als Nachfolger des pensionierten Generals John Abizaid zum Chef des Central Command (CentCom) ernannt worden. Das ist zuständig für insgesamt 27 Staaten, darunter Teile Afrikas, Asiens und der Nahe Osten. Er war der erste Marineoffizier an der Spitze des CentCom. Fallon, der als einer, der Tacheles redet, bekannt und geschätzt war, galt in Militärkreisen als deutlicher Befürworter des politischen Dialogs. In einem Interview mit al-Dschasira hatte er im vergangenen Herbst gesagt, dass „das ständige Trommeln Washingtons für einen Konflikt mit dem Iran nicht sehr hilfreich ist“. Als Chef des Pacific Commands hatte sich Fallon, in dessen Amtszeit die massive Aufrüstung Chinas fiel, jedoch um ein gutes Verhältnis zu China bemüht, was den Falken in Washington ebenfalls ein Dorn im Auge war.

US-Demokraten nannten den Rücktritt Fallons einen weiteren Beweis dafür, dass die Bush-Administration Militärs mit eigenem Kopf nicht schätzt. Verteidigungsminister Robert Gates bedauerte zwar den Entschluss Fallons, nannte ihn aber „richtig“, obwohl er nicht von tief greifenden Differenzen mit dem Spitzenmilitär ausgehe. Gates wies Vermutungen als lächerlich zurück, mit dem Rücktritt Fallons sei ein Krieg gegen den Iran wahrscheinlicher geworden. Das Weiße Haus verabschiedete den Admiral am Dienstag deutlich kühler als üblich. Bis auf weiteres soll nun Fallons bisheriger Stellvertreter Martin Dempsey das CentCom führen. ADRIENNE WOLTERSDORF