VORMERKEN : Beim Jahrestag der politischen Lüge schaut man nach China
Die Lüge ist allemal ein probates Mittel in der Politik, die dann gern sperrig in der Wirklichkeit herumliegt. „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“, hieß etwa so eine vertrauensbildende Maßnahme, und schon hatte man das Ding. Dass auch der Irakkrieg auf solchen Lügen wie den nicht existenten Massenvernichtungswaffen Saddams fußt, wollte man erst hinterher richtig wissen. Aus Anlass des dritten Jahrestags des Kriegsbeginns im Irak hatte die Peter-Weiss-Stiftung 2006 den Jahrestag der politischen Lüge initiiert, der am morgigen Donnerstag, dem 20. März, zum dritten Mal stattfindet. Diesmal hat man dabei China im Blick und das „verordnete Schweigen“, womit man sich dort in die eigene Tasche lügen will. Dass man nichts mehr von der Kulturrevolution wissen will und nichts von Menschenrechtsverletzungen und von Tibet schon gleich gar nicht. Selbst Lu Xun (1881–1936), Vater der modernen chinesischen Literatur und Gewährsmann der Revolution, scheint der Regierung suspekt zu werden, Texte von ihm werden aus den Schulbüchern gestrichen. Sein Essay „Ich erinnere mich, um zu vergessen“ steht im Mittelpunkt der Lesung mit Eva Mattes und Vadim Glowna morgen im Haus der Berliner Festspiele zum Jahrestag. TM
Lesung zum Jahrestag der politischen Lüge: Haus der Berliner Festspiele, Schaperstraße 24 Donnerstag, 20, März, 19.30 Uhr. Eintritt frei