: 75 Jahre KZ Wittmoor
Vor 75 Jahren wurde am nördlichen Stadtrand Hamburgs eines der ersten Konzentrationslager eingerichtet. Bis zu 140 GegnerInnen des NS-Regimes, meist KommunistInnen, waren dort inhaftiert
Es war eines der ersten Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Die Errichtung des KZ Wittmoor auf dem Gelände einer stillgelegten Torfverwertungsfabrik wurde schon am 31. März 1933 beschlossen. Zehn Tage später bereits wurden die ersten 20 Häftlinge eingewiesen und mussten mit der Wiederherrichtung der teils verfallenen Gebäude beginnen. Ein paar Wochen später waren im Wittmoor dann schon bis zu 140 politische GegnerInnen des Nationalsozialismus untergebracht: vor allem KommunistInnen, darunter der ehemalige KPD-Bürgerschaftsabgeordnete Alfred Levy, aber auch SozialdemokratInnen, Zeugen Jehovas, Homosexuelle und Transvestiten, die das NS-Regime mit harter Arbeit bei Torfgewinnung und Moorkultivierung „umerziehen“ wollte.
Die Pläne der Nazis sahen vor, 800 Menschen im Wittmoor unterzubringen. Es kam aber anders. Das Lager war zu klein, die Unterkünfte nicht winterfest, das System der Konzentrationslager sollte unter Führung der SS vereinheitlicht werden. Das Lager im Wittmoor aber unterstand der Hamburger Polizei und wurde von Ordnungspolizisten und Hilfspolizisten der SA geleitet. Nach einem halben Jahr ordnete der Reichsstatthalter Karl Kaufmann die Schließung des Lagers an, angeblich auch, weil ihm das Leben im Wittmoor „zu lasch“ war. Während der Bewachung hielten sich Polizisten und SA-Angehörige offensichtlich mit Übergriffen zurück. Einschüchternd wirkte das frühe KZ am Stadtrand indes dennoch: „Lieber Gott, mach mich stumm, dass ich nicht nach Wittmoor kumm!“, hieß es damals. Am 17. Oktober 1933 wurde das KZ Wittmoor schließlich geschlossen und die dort Inhaftierten in das Konzentrationslager Fuhlsbüttel verlegt.
Zum Gedenken an die Inhaftierten hat die Stadt Hamburg 1986 einen Gedenkstein errichten lassen, ein Jahr später setzte auch Norderstedt einen Stein am Fuchsmoorweg, wo seit einigen Jahren auch Gedenkveranstaltungen stattfinden.
Anlässlich der Errichtung des KZ Wittmoor vor 75 Jahren lesen und sprechen am Dienstag die Historiker Herbert Diercks, Museumspädagoge der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, und Michael Grill in der Gedenkstätte Torhaus. ROBERT MATTHIES
Di, 25. 3., 19 Uhr, Gedenkstätte Torhaus, Suhrenkamp 98, Eintritt: Spende