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Archiv-Artikel

Wenn sich eine Bank selbst hintergeht

Vor Gericht gibt Burim Osmani zu, Strohleute zum Erhalt von Großkrediten der Lauenburger Volksbank eingesetzt zu haben. Allerdings auf Betreiben des Volksbank-Direktors Heitmann, der schon wegen Untreue verurteilt wurde

Wenn der Immobilien-Investor Burim Osmani über seinen geschäftlichen Werdegang berichtet, zeichnet er das perfekte Bild des ehrbaren Kaufmanns. Stolz präsentiert der 44-Jährige im Nadelstreifenanzug den RichterInnen der Wirtschaftskammer des Landgerichts am Richtertisch Skizzen, Fotos und Zeichnungen von geplanten und realisierten Bauvorhaben. In 20 Banken sei er ein- und ausgegangen, um Bauvorhaben zu finanzieren, sagt er: „Ich habe mit den Objekten viele Arbeitsplätze geschaffen.“ Keine Bank könne sagen, „dass ich nicht meinen Verpflichtungen nachgekommen bin und die Kredite getilgt habe“.

Am Donnerstag – dem immerhin fünften Verhandlungstag – lässt sich Burim Osmani erstmals vor Gericht ein. Zuvor hatte er das als unmöglich bezeichnet: mangels Vorbereitungszeit. Die Anklage wirft ihm vor, bei der Volksbank Lauenburg ohne Sicherheiten Kredite bekommen und sogar mit Strohleuten operiert zu haben. Anstiftung zur schweren Untreue heißt die juristische Formel. Schon wie sein Bruder Bashkim, zu dem er wegen persönlicher Differenzen keinerlei wirtschaftliche Kontakte gehabt haben will, gibt auch Burim dem damaligen Bankdirektor Carsten Heitmann die Schuld für eventuelle Unregelmäßigkeiten bei der Kreditvergabe. „Für das Finanzsystem der Lauenburger Volksbank bin ich nicht verantwortlich“, sagt er. „Ich habe die rechtlichen Grenzen eingehalten.“

Es sei Heitmann gewesen, der bei einem Richtfest eines großen Komplexes in Rahlstedt an ihn herangetreten sei, um eine Geschäftsbeziehung aufzubauen. Die habe er schließlich auch in Anspruch genommen. Da es nach den bankinternen Richtlinien der kleinen Volksbank eine Kreditgrenze für einen Investor gegeben habe, hätte Heitmann den Vorschlag gemacht, den Rest an Strohleute zu zahlen „Ich hätte zu jeder Zeit einen sieben Millionen Kredit bei einer anderen großen Bank bekommen“, beteuert Osmani. „Mir ist noch nie ein Kredit angelehnt worden.“

Doch Heitmann habe erklärt, „zehn gute Kunden sind mehr Wert als 100 schlechte“. In der Tat hätten dann Strohleute Darlehen bekommen, die Osmani zufolge, „direkt an meine Firmengruppe geflossen sind“. Er habe aber für diese Darlehen persönliche Bürgschaften gegeben. Aus seiner Sicht habe Heitmann „zum Wohle der Bank handeln wollen“.

Kurz vor seiner Verhaftung will Burim Osmani mit dem Gedanken gespielt haben, alle Kredite bei der Volksbank zurückzuzahlen, weil ihm die Zinsen zu hoch waren: „Ein längerfristiges Engagement war nicht wirtschaftlich.“ Dafür, dass er bei der Bank verblieben sei, habe Heitmann den Zinssatz dann um einen Prozentpunkt gesenkt. Osmani beteuert, dass die Rückzahlung reibungslos verlaufen wäre, wäre er selbst nicht im Mai 2006 verhaftet worden, so dass er sich danach nicht mehr um seine Geschäfte kümmern konnte. Der so genannte Feuerwehrfonds der Volks- und Raiffeisenbanken musste daraufhin die Lauenburger vor dem Ruin bewahren.

Osmani sagt vor Gericht, er habe viele Bauvorhaben aus Liebe zu Hamburg getätigt: Der Stadt habe er „alles zu verdanken“. Probleme habe es keine gegeben – nur beim Engagement in St. Pauli habe es immer wieder Ärger mit der Politik gegeben. Davor habe ihn selbst Kiez-König Willi Bartels einmal freundschaftlich gewarnt: „Kleiner Albaner, pass auf, sonst kriegst Du Ärger.“ KAI VON APPEN