Airbus bricht Verhandlungen über Werksverkäufe ab

Jetzt ist alles wieder offen. Die Verhandlungen mit dem Bremer Raumfahrtunternehmen OHB Technology und dem US-amerikanischen Finanzinvestor Cerberus sind gescheitert. OHB habe sich als der falsche Partner herausgestellt, hieß es. Verkauft werden sollen die Werke trotzdem

Der Verkauf der Airbus- und EADS-Werke in Varel, Nordenham und Augsburg mit rund 6.800 Beschäftigten an das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB Technology ist gescheitert. Airbus bekräftigte, grundsätzlich an den Verkaufsplänen festzuhalten. OHB habe sich aber als der falsche Partner herausgestellt, hieß es in einer Mitteilung am Donnerstag. Die Bundesregierung bedauerte das Scheitern des Verkaufs. Die Gewerkschaft IG Metall sprach sich dagegen aus, die Verhandlungen fortzuführen.

Der europäische Flugzeugbau- und Rüstungskonzern EADS hatte sich im Dezember für eine deutsche Lösung für seine zum Verkauf stehenden Werke in Deutschland entschieden. OHB war zum bevorzugten Bieter für die Airbus-Werke in Nordenham und Varel sowie für das EADS-Werk in Augsburg bestimmt worden. Ein Abschluss sollte bis zum Sommer erzielt werden.

Der Konzern wolle die Zukunft mit starken Partnern fortsetzen, die mit dem Konzern die Kosten für Technologie und Entwicklung teilen und große Arbeitspakete zu annehmbaren Preisen liefern können, sagte Airbus-Präsident Tom Enders am Donnerstag. „Das konnten wir einfach nicht von OHB bekommen.“ Trotz intensiver Verhandlungen sei keine „akzeptable industrielle und finanzielle Lösung gefunden worden“, sagte ein EADS-Sprecher. Airbus werde nun nach anderen Lösungen suchen und parallel die Ausgliederung der Werke fortsetzen.

Der steigende Dollar-Kurs habe die Verhandlungen belastet, hieß es weiter. So hätten die Gespräche bei einem Kurs von 1,35 Dollar pro Euro begonnen und der Kurs liege nun bei 1,60. „Es wird keinen Weg zurück geben“, sagte Enders. Die Suche nach Partnern basiere auf einer langfristigen Geschäftsstrategie. Die Pläne würden durch die Zeitschiene für den Airbus A 350 bestimmt. EADS starte die nötigen Investitionen, um sicherzustellen, das Flugzeug zeitgerecht den Kunden anbieten zu können.

Die Verhandlungen über einen Teilverkauf des Werkes Filton in Großbritannien würden fortgesetzt, hieß es in einer Mitteilung. Die Partnersuche für die französischen Werke Meaulte und Saint Nazaire sowie Gespräche über den Verkauf von Laupheim (Baden-Württemberg) seien auch nicht betroffen.

Die Verhandlungen waren mit dem US-Finanzinvestor Cerberus gemeinsam mit der Bremer OHB geführt worden. Noch Mitte März hatte der Vorstandsvorsitzende des Bremer Unternehmens Marco R. Fuchs von sehr konstruktiven Verhandlungen und guten Fortschritten gesprochen. In den vergangenen Tagen war jedoch immer über ein Scheitern der Gespräche spekuliert worden.

Medienberichten zufolge sollen die Werke bei einem Scheitern der Verkaufsgespräche in einen neuen europäischen Konzern unter dem Dach der Airbus-Mutter EADS eingebracht werden. Dann könnten Investoren für eine Beteiligung gesucht werden.

„Es ist schade, dass die angedachte Lösung mit OHB / MT Aerospace nicht zum Erfolg geführt hat“, sagte der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Wirtschaftsstaatssekretär Peter Hintze, am Donnerstag in Berlin. Für die Regierung bleibe es „allererste Priorität, dass auch in Zukunft Forschung, Entwicklung und industrielle Produktion der Strukturteile in Deutschland verbleiben“. Er sei zuversichtlich, dass dieses Ziel auch in einer neuen Organisationsstruktur der Werke unter dem Dach des EADS-Konzerns erreicht werden könne. MT Aerospace ist eine OHB-Tochter.

„Das Management muss jetzt eine klare Aussage treffen, welche Teile für den Airbus A 350 an welchen Standorten gefertigt werden“, sagte ein Sprecher der IG Metall in Augsburg. Cerberus sei der „Wunschpartner“ für einen Verkauf gewesen, weitere Verhandlungen seien „nicht akzeptabel“ und den Mitarbeitern nicht zumutbar. DPA