: Überwiegend positive Bilanz
Die Kulturinstitutionen rechnen ab: Finanzielle Probleme haben vor allem Packhaus-Theater und Überseemuseum, Kunstsammlungen oder Theater Bremen weisen einen Überschuss aus
VON JAN ZIER
Die guten Kultur-Nachrichten zuerst: Das abgelaufene Paula-Jahr hat der Kunsthalle und den Kunstsammlungen in der Böttcherstraße einen finanziellen Gewinn beschwert. Auch die Stadtbibliothek, das Theater Bremen, das Neue Museum Weserburg, das Kulturzentrum Lagerhaus sowie der Schlachthof melden – aus sehr unterschiedlichen Gründen – schwarze Bilanzzahlen. Das geht aus einem Controlling-Bericht hervor, der heute in der Kulturdeputation der Bürgerschaft diskutiert wird. Schlecht hingegen sieht es für das Packhaus-Theater im Schnoor aus, auch das Überseemuseum kämpft mit Defiziten.
Das Packhaus-Theater erwirtschaftete im vergangenen Jahr durch rückläufige Umsätze ein Minus von 51.000 Euro. Zugleich sind die Zuschüsse im laufenden Haushalt von 85.000 auf 50.000 Euro reduziert worden. Längerfristig müsse man sich entscheiden, ob man das Theater überhaupt halten wolle, sagte die grüne Kulturpolitikerin Karin Krusche gestern. Gegenwärtig laufen Verhandlungen zwischen Kulturressort und Packhaus-Chef Knut Schakinnis, der zugleich auch Vorsitzender jenes Vereins ist, der das Theaterschiff Bremen betreibt. Die Gespräche über die Zukunft des Packhaus-Theaters seien aber erst „am Anfang“, sagte der Sprecher des Kulturressorts, Heiner Stahn, gestern.
Beim Überseemuseum beläuft sich der Fehlbetrag für das vergangene Jahr sogar auf 175.000 Euro. Doch der ist nach Auffassung des Ressorts vor allem dem Wasserschaden im Keller-Archiv sowie den Sanierungsarbeiten an der Fassade geschuldet. Zudem hat das Museum im Februar einen neuen Geschäftsführer bekommen, von dem das Ressort jetzt ein verbessertes Controlling erwartet.
Deutlich geringer als erhofft ist indes der Überschuss im Theater Bremen ausgefallen. Weil der neue Intendant Hans-Joachim Frey den unter seiner Führung ausscheidenden Ensemblemitgliedern Abfindungen zahlen musste, sind von einem erhofften Plus von über 100.000 am Ende nur noch gut 6.000 Euro übrig geblieben. „Das Ergebnis wird sich durch die anstehenden Tariferhöhungen voraussichtlich weiter erhöhen“, heißt es im Bericht.
Ein Plus von mehr als 500.000 Euro statt wie veranschlagt nur 66.000 Euro bilanziert die Stadtbibliothek. Doch das gute Ergebnis täuscht – es ist einem ungeplanten Personalabbau geschuldet, die Zahl der Entleihungen hingegen stagniert, die der BesucherInnen nimmt sogar ab, auch die Zahl der Bibliothekskarten hat sich zuletzt weiter verringert. Nun berät die Stadtbibliothek über ein neues Gebührenkonzept. Und das Ressort will mit dem Überschuss die „Medienkompetenz“ des Hauses stärken. Dahinter dürfte sich die geplante Zusammenlegung mit Kommunalkino verbergen. Allerdings ist ein Teil des Geldes bereits verwandt worden, um alte Rechnungen der Kammerphilharmonie zu bezahlen.
Einen alten Kredit von 400.000 Euro abtragen muss jetzt auch die Weserburg, die das vergangene Jahr zwar mit einem leichten Plus abschloss, das ambitionierte Ziel außerordentlicher Erträge von 200.000 Euro aber noch verfehlte. Nun sollen „Sondererlöse“ und eine Ausstellung des umstrittenen Fotografen Helmut Newton helfen, einen Effekt ähnlich dem zu erzielen, den Paula Modersohn-Becker für die Kunsthalle brachte: Statt eines Fehlbetrages von 336.000 Euro steht sie jetzt mit einem Plus von 230.000 Euro da.