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Archiv-Artikel

Keine Organe mehr für Ausländer

Die Philippinen setzen den Organhandel mit Ausländern aus. Eigentlich dürfen in dem Inselstaat nur zehn Prozent aller Transplantationen an Ausländern vorgenommen werden, doch entstand ein globaler Handel auf Kosten der Ärmsten

AUS MANILA HILJA MÜLLER

Für Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo ist die Förderung des Medizintourismus auf den Philippinen Chefsache. Von Augenoperationen per Laser bis zum Zahnersatz gibt es alle denkbaren Behandlungen für begüterte Ausländer zum Billigpreis. Nun musste die Regierung die Notbremse ziehen, nachdem die Auswüchse des Medizintourismus bekannt wurden, und Organtransplantationen an Ausländern aussetzen.

Laut der „Philippinischen Gesellschaft für Nierenkrankheiten“ (PSN) hat sich der Inselstaat zu einem Zentrum des Organhandels entwickelt. Nieren von Lebendspendern gebe es schon ab 1.500 US-Dollar, beklagt Amihan Abueva von der Menschenrechtsgruppe „Asia Against Child Trafficking“. In der Türkei kostet das Organ mindestens 7.500, in Brasilien 6.000 Dollar. Selbst in Europas Armenhäusern Moldawien und Rumänien bekommt der Spender laut der Organisation „Organ Watch“ noch 2.700 Dollar. Offiziell durften in den Philippinen nur zehn Prozent aller Transplantationen an Ausländern erfolgen. Dies sei weitgehend ignoriert worden, glaubt PSN-Präsidentin Lyn Gomez.

Die Zahl der Nierenspenden von nicht mit dem Empfänger verwandten Spendern sei allein 2005 um 73 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. In Manila hätten Dutzende Männer ihre Niere über Mittelsmänner verkauft, so die PSN-Mediziner. Es seien die „Ärmsten der Armen“, die ein Organ opferten, damit ihre Kinder für einige Wochen etwas zu essen hätten. Medizinische Nachsorge oder Langzeitunterstützung für die Familie des Spenders gäbe es nicht.

Besonders Japaner und Araber zieht es in die Philippinen, weiß Abueva. In Japan und Saudi-Arabien ist der Anteil philippinischer Hilfskräfte im Gesundheitssektor sehr hoch. Statt wie in ihrer Heimat Jahre auf eine Niere zu warten, können Wohlhabende sich in den Philippinen die Unabhängigkeit von der Dialyse erkaufen. Das Geld machen Agenturen, die Transplantations-Pakete inklusive Operation, privater Krankenschwester und Hotel zu 85.000 Dollar anbieten.

Laut Gesundheitsminister Francisco Duque soll diese Praxis beendet werden. Per Verordnung will er die Organentnahme an gerade Verstorbenen stärken und so den Organhandel untergraben. Seinen Angaben zufolge stammten nur zehn Prozent aller verpflanzten Organe von Verstorbenen. Aus der Ausländerfrage hält sich Duque raus, das müsse ein neues Amt entscheiden: „Die Experten können den Ausländeranteil bei zehn, fünfzig oder null Prozent festlegen“, meint er. Kritiker glauben, der Organhandel werde erst richtig in Schwung kommen. „Das wird alle Türen für eine noch größere Ausbeutung armer Landsleute durch ausländische Empfänger und einheimische Syndikate öffnen“, warnt Gomez.