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Archiv-Artikel

„Wir brauchen eine Schulform“

Der kulturpolitische Sprecher der Lübecker CDU votiert für eine Stadtteilschule nach Hamburger Vorbild

Von KAJ

OLIVER FRAEDERICH, 29, studiert Jura in Kiel und ist kulturpolitischer und hochschulpolitischer Sprecher der CDU in Lübeck.

taz: Herr Fraederich, warum hat die Lübecker CDU der Schule Holstentor nicht erlaubt, Gemeinschaftsschule zu werden?

Oliver Fraederich: Wir mussten eine Schulentwicklung für ganz Lübeck machen und dabei auch auf den Wettbewerb zwischen den Schulen achten.

Warum brauchen Schulen Wettbewerb?

Es geht bei dem Wettbewerb um die Schüler. Die Gemeinschaftsschulen dürfen sich die Schüler aussuchen. Da haben wir die Befürchtung, dass die anderen Schulen nur noch den Rest abbekommen. Die Stimmung zur Gemeinschaftsschule ist mittlerweile so gut, dass alle versuchen, dorthin zu kommen, und für Regionalschulen nur die mit schlechten Noten zurückbleiben.

Deshalb darf es keine Gemeinschaftsschulen geben?

Nein. Wir haben eine Gemeinschaftsschule genehmigt. Zusammen mit den drei Gesamtschulen, die jetzt Gemeinschaftsschule werden, sind das vier. Bei der Schule Holstentor hatten wir bedenken, weil sie zu nah an einer anderen Gemeinschaftsschule war.

Würden sie denn Gemeinschaftsschulen erlauben, wenn die auch alle Schüler nehmen.

Ja. Da müsste die Bildungsministerin das Gesetz ändern. Uns wäre es am liebsten, wenn es neben dem Gymnasium nur eine Schulform gäbe. Das, was wir jetzt haben, ist ein fauler Kompromiss, der oben beschlossen wurde und mit dem die Kommunen zurechtkommen müssen.

Also haben Sie nichts gegen die Gemeinschaftsschule?

Im Prinzip bin ich ein Fan von der Stadtteilschule in Hamburg. Viele in der CDU sind davon überzeugt. Aber die Landesregierung müsste dafür sorgen, dass die entsprechend mit Lehrkräften versorgt sind, damit eine Binnendifferenzierung möglich ist. Und es müsste gesagt werden, wie die Binnendifferenzierung funktionieren soll. Das wurde bisher nicht erklärt. INTERVIEW: KAJ