: Ein Roter, dem Politik noch Spaß macht
Er könnte der schwachen bayerischen SPD wieder Hoffnung machen: Florian Pronold, 36, soll 2009 neuer Parteivorsitzender werden. Jedenfalls wünscht sich das der bisherige Chef Ludwig Stiegler FOTO: DPA
Florian Pronold weiß aus eigener Erfahrung, womit Sozis in Bayern zu kämpfen haben – und er ist einer der wenigen Roten im schwarzen Bayern, die daran noch nicht verzagt sind. Einst wollte ihn die Sparkasse rauswerfen, weil Pronold als Banklehrling den CSU-Ortsbürgermeister allzu vehement kritisiert hatte. Doch die Zeiten sind vorbei, in denen schwarze Funktionäre über seine Laufbahn bestimmten.
Der 36-jährige Bundestagsabgeordnete und gebürtige Passauer soll ab kommendem Jahr die bayerische SPD anführen und zu neuen Erfolgen bringen. Eine schwierige Aufgabe in Zeiten, in denen die SPD zwar stabil dasteht, aber stabil unter ferner liefen. Auf 20 Prozent kommt sie bei jeder Umfrage der letzten Jahre – egal ob Gaby Pauli gegen Stoiber schießt oder sich das CSU-Führungstandem mal wieder gegenseitig vom Radl kippt. Bei den Kommunalwahlen im März hatte nicht nur die CSU das schlechteste Ergebnis seit Jahrzehnten, sondern auch die SPD. In diese Ausgangsposition also wird aller Voraussicht nach der junge Abgeordnete Pronold den Vorsitz übernehmen.
Aber auch wenn derzeit kein weiterer Kandidat bereitsteht, ist Pronold kein Verlegenheitskandidat. Er hat sich wacker geschlagen in den letzten Jahren, ist fast so etwas wie das sozialdemokratische Pendant zum CSU-Lautsprecher Markus Söder geworden. Pronold zitiert nicht nur gerne Wortblasen aus Donald-Duck-Heften („Man muss mit den Wölfen heulen – nur noch lauter!“), er brachte auch die katholische Kirche erfolgreich gegen sich auf: In den 90ern schrieb er im Streit über das Schul-Kruzifix das Wort „Lattengustl“ in die Juso-Zeitung und bekam sogleich Strafanzeigen vom christlichen Establishment ins Haus geschickt.
Auch in der eigenen Partei machte sich der Jurist schon Feinde. Gegen Gerhard Schröders Agenda 2010 organisierte Pronold ein Mitgliederbegehren und verursachte dadurch einen SPD-Sonderparteitag. 2006 wurde Pronold dann Chef der bayerischen SPD-Landesgruppe im Bundestag, allerdings mit nur einer Stimme Vorsprung und der Unterstützung des Parteirechten Otto Schily. An diese neuen Bündnisse des einst ganz linken Pronold erinnern auch viele in der Bayern-SPD, jetzt, wo er zu ihrem Chef werden soll. Derzeit sei er bei Links und Rechts im Bett und habe sich noch nicht so recht entschieden, sagen manche. Bei einem sind sich aber alle in der Bayern-SPD einig: „Die Anlagen hätte er, wissen tut er’s“, meint etwa der linke Landtagsabgeordnete Ludwig Wörner. Pronolds Kandidatur sei ein gutes Zeichen für die SPD: „Da ist ein Junger, der den Spaß noch nicht verloren hat – obwohl er in Bayern rote Politik macht.“ MAX HÄGLER