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Archiv-Artikel

Leben im Urwalddorf

Wenn Großmutter erzählt, dann meint man, Elefanten zu hören und den Urwald zu riechen

Liebe Enkelkinder, heute werde ich euch eine besondere Geschichte erzählen. Ihr kennt sicher den dichten, am westlichen Rand unseres Dorfes gelegenen Wald, der die Heimat so vieler Wildtiere ist. Dieser Wald ist die Quelle des Wassers, und vielleicht hat man euch in der Schule auch erzählt, dass die Luft, die wir atmen, von den Bäumen des Waldes gereinigt wird. Ohne diese bewaldeten Hügel wäre unsere Existenz bedroht. Es ist ein Zusammenspiel aus Wald und Natur, dass die Menschen mit Luft und Wasser versorgt werden. Wisst ihr, von wem diese Wälder beschützt werden? Wisst ihr, wer dort lebt? Hört zu. Ich will es euch erzählen.

In dem dichten dunklen Dschungel leben wilde Tiere, aber auch Menschen. Diese Menschen nutzen nur eine kleine Fläche für ihre Versorgung. Neben ihren Häusern, in denen sie mit ihren Familien leben, bauen sie Hirse, Mais, Gemüse und Gewürze an. Manchmal müssen sie ihre Gärten vor den wild lebenden Tieren verteidigen. Diese Menschen, das sind die Adivvasi, und ich möchte euch Maari von den Irula vorstellen. Er ist ein Waldbewohner und lebt hier gemeinsam mit seiner Frau und seinen drei Kindern. Neben dem Haus hält er Hühner, Kühe, Ziegen und Hunde. Jeden Morgen macht er den Kuhstall sauber und füttert die Tiere. Er treibt sie auf die Wiese, wo sie den Tag über grasen können. Gemeinsam mit seiner Frau kümmert er sich um Hirse, Bohnen und die anderen Pflanzen auf dem Feld. Die Pflanzen wachsen ganz ohne chemische Dünger oder Pflanzenschutzmittel. Die Stadt ist weit und die Mittel kosten viel. Außerdem will Maari nichts benutzen, was er nicht braucht und was seine Böden zerstören könnte. Maari, seine Frau und die Kinder leben von der eigenen Ernte. Sie haben genug, um Gäste zu bewirten und den Bedürftigen zu helfen. Darüber hinaus verkaufen sie ihre Produkte auf dem Markt und können dann den staatlich subventionierten Reis kaufen. Das halbe Jahr leben sie von dem, was auf dem eigenen Land wächst. Die restlichen sechs Monate ernährt sie der Wald. Sie sammeln Gooseberrys, Shikakai, Waschnüsse, Phönixgras und wilde Mangos. Produzieren Honig und Bienenwachs. Auf kleinen Ausflügen mit ihren Hunden jagen sie kleine Tiere und sammeln Feuerholz. Nie fällen sie Bäume, sie sammeln immer nur trockene Äste und Zweige. Auch Pflanzen für die eigene medizinische Versorgung werden im Wald gesammelt. Wenn Maari Honig von den wild lebenden Bienen sammelt, achtet er darauf, dass die Brut vollständig geschlüpft ist, damit er das Bienenvolk nicht zu stark schädigt. Die Bienen werden wie Götter verehrt. Es gibt besondere Gesänge für und über die Bienen. Wenn sie bei der Honigernte gesungen werden, so der Glaube, beruhigt es die Bienen und sie stechen nicht. Beim Sammeln von Beeren und Früchte achten sie darauf, dass die Bäume und Sträucher nicht beschädigt werden. Maari klettert auf den Baum und schüttelt mit einem Haken die reifen Früchte ab. Seine Frau sammelt sie auf. Beide tragen täglich ca. 30 kg Gooseberrys aus dem Wald zur Verkaufsstelle. Manchmal bleiben sie für eine Woche im Wald, um die Blätter des Phönixbaums zu ernten. Die Blätter müssen abgeschnitten, getrocknet und zusammengebunden werden, damit sie mit dem Lkw zum Markt transportiert werden können. Besen aus diesen Blättern sind sehr begehrt und versprechen ein gutes Einkommen. Maari und seine Familie versuchen bei ihrer Ernte nichts zu beschädigen, weil sie wissen, dass sie sonst einen dauerhaften Schaden verursachen. In dem Gebiet, in dem Maari seine Früchte sammelt, gibt es auch Tiger, Elefanten und Bären. Nur sehr selten kommt es aber zu gefährlichen Begegnungen, wenn sie z. B. vor Elefanten flüchten müssen.

Wir werden nie verstehen, weshalb Menschen wie Maari dieses harte Leben im Wald bevorzugen. Regelmäßig kommen Fabrikvertreter aus den Städten auf der Suche nach Arbeitern. Manche Junge sind interessiert, weil es eine Gelegenheit ist, die Stadt zu sehen. Aber für gewöhnlich sind sie nach sechs Wochen wieder zurück in ihrem Dorf. Die Stadt ist kein Ersatz für das Leben im Wald.

Um all das zu verstehen, müssen wir das Dorf besichtigen. Und den Wald. Und wir müssen mit den Menschen sprechen, um ihre Art zu leben kennen zu lernen. Sollen wir gehen?

MALLIKA ARJUNA MOORTHY

Übersetzung: Sumin George Thomas