: Das Geschenk einer Traube
Herat in Afghanistan ist bekannt für seine Weinstöcke
Es war ein heißer Sommernachmittag, als ich im Weinberg meines Vaters ankam. Die Trauben glänzten wie Rubine unter den Strahlen der Sonne. Für einige Sekunden hatte ich das Gefühl, von jedem Weinstock gerufen zu werden, weil er mir ein Geschenk überreichen wollte. Ich ging zu einem der Weinstöcke, pflückte einige Trauben und begann sie zu essen. Nie werde ich ihren vollmundigen, süßen Geschmack vergessen. Nur einen Moment später überkam mich ein Gefühl höchster Zufriedenheit. Die ohrenbetäubende Stille und die Größe des Weinbergs verführten mich dazu, mich auf den Boden zu legen und für einen Moment in den azurblauen Himmel zu schauen. Ich schloss kurz die Augen. Einige Minuten später, als ich sie wieder öffnete, war die Sonne bereits im Untergehen begriffen. In Wirklichkeit hatte ich ganze drei Stunden zwischen den Weinstöcken geschlafen. Heute, nur einige Jahre später, findet man keine Spur mehr von diesen Weinbergen. Von den über 1.000 Traubensorten, die ursprünglich in Herat, Afghanistan, existierten, sind nur noch wenige übrig. Viele von ihnen sind ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Trotzdem gibt es immer noch 50 verschiedene Traubensorten in Herat. Traurigerweise muss man heute in Geschichtsbücher schauen, um etwas über die verschiedenen Typen und den Geschmack der Trauben zu erfahren, die aus dieser Stadt kamen. Einer Stadt, die für ihre Trauben über viele tausend Jahre bekannt war. Ich glaube, kein Geschenk kann so großartig sein wie das, welches die Natur uns zur Verfügung stellt. Lasst uns verantwortlicher mit den wunderbaren Geschenken umgehen, die die Natur uns gegeben hat.