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Archiv-Artikel

Umweltschützer: Moratorium für Genbäume

Längst werden auch Bäume gentechnisch verändert. Dabei lässt sich die Ausbreitung viel schwerer kontrollieren als bei Raps oder Soja. NGOs fordern von der UN-Konferenz für Artenvielfalt deshalb einen Anbaustopp für transgene Bäume

BONN taz ■ Vier Tage vor der UN-Konferenz über die biologische Vielfalt in Bonn haben Umweltschützer einen Anbaustopp für gentechnisch veränderte Bäume gefordert. „Wir wollen, dass die Regierungen ein sofortiges Moratorium beschließen“, sagte Anne Petermann am Donnerstag. Sie ist Ko-Koordinatorin der internationalen Kampagne „Stop GE Trees“, die auch deutsche Organisationen wie Robin Wood unterstützen. „Die Risiken dieser Pflanzen für Mensch und Natur sind einfach zu groß.“ Der größte Hersteller von „Genbäumen“, das US-Unternehmen ArborGen, dagegen erklärte, dass keine Produkte so streng untersucht worden seien wie die der Biotechnologie-Branche.

Gentechniker verändern die Erbanlagen von Bäumen so, dass ihnen Insekten nichts anhaben können. Auch gibt es Pflanzen mit weniger Lignin, einem Stoff, der das Papier vergilben lässt. Die Papierindustrie ist einer der Hauptkunden für Holz von gentechnisch modifizierten Bäumen. Künftig könnten transgene Bäume auch dazu dienen, Agrarkraftstoffe oder Plastik herzustellen. Bisher werden sie nur in China kommerziell angebaut. Feldversuche gab es aber auch schon in Deutschland.

Dabei seien die Gefahren kaum abzuschätzen, warnt die Biologin Ricarda Steinbrecher von der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler. „Bäume leben 60, 300 oder 3.000 Jahre. Tests mit gentechnisch veränderten Bäumen können natürlich nicht so lange dauern.“ Greenpeace weist darauf hin, dass sich nicht kontrollieren lasse, wie sich transgene Bäume in der Natur ausbreiten. „Bäume produzieren enorme Mengen Pollen, die schon mal 1.000 Kilometer weit fliegen“, sagt Gentechnik-Experte Jan van Aken.

Das könnte auch ein Problem für Menschen sein. In mehreren Ländern hätten Landarbeiter allergisch auf Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen reagiert, berichtet Michael Hansen vom US-Verbraucherverband Consumers Union. „Das muss während eines Anbau-Moratoriums genauer erforscht werden. Menschen sollten nicht Versuchskaninchen sein.“

Die Industrie versucht das Problem zu lösen, indem sie die Bäume unfruchtbar macht. „Das funktioniert niemals“, meint van Aken. Schon in der nächsten Generation gebe es mutierte Exemplare, die das Sterilitätsmerkmal verloren haben.

Im Bundesministerium für Landwirtschaft unterstützt man die Kritiker. „Wir halten es noch nicht für vertretbar, genetisch veränderte Bäume zu pflanzen“, sagt Sprecherin Ursula Huber. Der Forschungsstand reiche nicht. Darin ist sie mit den afrikanischen Ländern einer Meinung, die die Forderung nach einem Anbaustopp unterstützen. Gegner wie Brasilien, Neuseeland oder Kanada könnten diesen aber mit ihrem Veto bei der UN-Konferenz verhindern. Argumente liefern ihnen Firmen wie ArborGen. Der Konzern sieht seine Bäume sogar als Beitrag zum Umweltschutz: Mit ihnen lasse sich mehr Holz auf weniger Land und mit weniger Chemikalien produzieren. JOST MAURIN