: Sonne, Holz und Äpfel
Die Hamburger Obstbauernfamilie Fick setzt auf hofeigene Bioenergien: Ein mit Hackholzschnitzeln gefeuerter Brenner wird durch 30 Quadratmeter Solardach ergänzt
Direkt hinter dem Elbdeich des Hamburger Stadtteils Finkenwerder befindet sich der Obstbetrieb der Familie Fick. Drei Generationen wohnen hier unter dem Dach eines Hauses aus dem Jahr 1880 und bewirtschaften 20 Hektar Obst: Äpfel, Birnen und Sauerkirschen. Dreimal die Woche wird der Hamburger Großmarkt von den Familienmitgliedern mit frischer Ware beliefert.
Der 28-jährige Juniorchef Henning Fick wird die lange Obstbautradition der Familie weiter fortsetzen. Zugleich hat er den Obstbetrieb in den letzten Monaten energetisch ziemlich auf den Kopf gestellt. So ging im Sommer 2007 eine neue Heizungsanlage in Betrieb, die über zwei Pufferspeicher à 1.500 Liter sowohl die Wärme von einem mit Hackholzschnitzeln gefeuerten Brenner als auch die Sonnenenergie, eingefangen auf 30 Quadratmeter auf dem Schuppendach installierter Dachfläche, verwertet. Die Solarenergie steuert dabei rund 15 Prozent bei.
„Wir sind stolz darauf, so etwas Modernes zu haben“, sagt Henning Fick und greift mit seiner Hand in seinen Biobrennstoff. „Unsere Hackschnitzel haben wir bei einer Feuchtigkeit von 15 bis 18 Prozent eingelagert“, erklärt der Hamburger Obstbauer. „Das Holz kommt von unseren Obstplantagen. Jedes Jahr roden wir etwa ein Dreiviertel Hektar unseres Bestandes, um dort wieder neue Bäume zu pflanzen. Das anfallende Holz lagern wir, damit es schnell trocknet, unter einem Spezialvlies ein. Nach einem Jahr Lagerung lassen wir es dann von einem Lohnunternehmen schreddern.“ Ungefähr 100 Kubikmeter Hackholzschnitzel fallen so jährlich an – mehr oder wenig gratis.
Der Schredder macht kurzen Prozess: In zwei Stunden ist das gesamte Holz zu Hackschnitzeln verarbeitet und im 30 Kubikmeter fassenden Lager, einer früheren Garage, verstaut. Über eine kleine Förderschnecke gelangt der Brennstoff je nach Bedarf in den 40-kW-Brenner des österreichischen Kesselherstellers Hargassner, der in einem benachbarten Raum untergebracht ist. Nur ganz wenig Asche bleibt übrig. Diese wird anschließend als Dünger wieder in die Obstplantage gebracht.
Die Familie Fick kann mit dem Holz und der Solarenergie den Wärmebedarf ihres 400 Quadratmeter großen Wohnhauses, in dem insgesamt fünf Familien leben, inzwischen abdecken. Nur im Notfall kommt die abgestellte Ölheizung wieder zum Einsatz. „Wir sparen durch unseren Wechsel von Heizöl auf Holzhackschnitzel mehr als 5.000 Euro Heizkosten im Jahr“, sieht der 28-jährige Juniorchef gelassen in die Zukunft.
Dabei ist die Investition in die energetische Grunderneuerung des Hofes ein finanzieller Kraftakt. Denn neben der Hackschnitzelheizung und der installierten Solarthermie hat man zugleich die komplette Dämmung sowohl im erdnahen Bereich als auch der Wände und des Dachs mit Steinwolle und darüber hinaus mit dem Einbau neuer Fenster in Angriff genommen: Inklusive der Förderung aus dem Haus der Hamburger Wirtschaftsbehörde hat die Familie insgesamt 130.000 Euro investiert.
„Wir koppeln uns damit von steigenden Heizölpreisen ab und nutzen unsere eigenen Ressourcen so optimal wie möglich.“ Fick bereut die richtungweisende Entscheidung in keiner Weise, „denn sie rechnet sich“.
Sein 81-jähriger Großvater, der auf dem Obsthof immer noch mit anpackt, lächelt und stimmt seinem Enkel voll und ganz zu: „Das ist wirklich top.“ Dabei steht die nächste große Herausforderung noch an: Die Kühlung der Apfellagerräume läuft derzeit noch über Kompressoren, die reichlich (konventionellen) Strom fressen.
Über 10.000 Euro Kosten schlagen jährlich zu Buche. „Wenn die passende wartungsarme Technik auf der Basis von erneuerbaren Energien auf dem Markt ist, dann gehen wir auch dieses Problem an“, wagt Henning Fick schon mal einen energischen Blick nach vorne.
DARG DÄNEMARK