Jäger und Firmen betreiben Artenschutz

Seeadler und Goldregenpfeifer in Niedersachsen geht es gut. Umweltminister Sander lobt Torfwirtschaft und Waidmänner. Rote Liste zeigt, dass die Bestände von 25 Vogelarten gesunken sind

Der Seeadler ist hellwach. Er gehört wie Schwarzkelchen, Schwarzstorch und Bartmeise zu den 42 Vogelarten, deren Bestand sich in Niedersachsen in den letzten fünf Jahren verbessert hat. Das geht aus der neuen roten Liste hervor, die Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) am Donnerstag veröffentlichte. Danach sind zwischen Elbe und Ems von insgesamt 226 rund 100 Brutvogelarten gefährdet, bei 25 Arten hat sich die Situation im Vergleich zur letzten Erhebung 2003 verschlechtert, so bei Waldschnepfe, Turmfalke oder Wiedehopf.

Oft ist der Mensch Ursache des Problems. Die Autoren der roten Liste nennen etwa „die Erhöhung des Freizeitdrucks an den Stränden“ als Grund für das Artensterben. Seeregenpfeifer oder Zwergseeschwalbe könnten bald ganz verschwinden.

Auch fern der Küste schaut es nicht besser aus. Begradigungen und Befestigungen von Flüssen haben den Eisvogel vielerorts vertrieben. Auf Äckern und bewirtschafteten Flächen haben es knapp zwei Drittel der dort lebenden 43 Arten schwer.

Nach der Lesart des Sander-Ministeriums ist es vor allem Jägern und Unternehmen zu verdanken, dass sich relativ gesehen wieder mehr Vögel in Niedersachsen heimisch fühlen. „Durch ganz gezielte Gelege- und Kükenschutzmaßnahmen“ und Hinweise an die Torfindustrie sei so der südliche Goldregenpfeifer vor dem Aussterben gerettet worden, erklärte Referatsleiter Bernd Hoffmann. Wurde der Lebensraum des Brutvogels, das Moor, seit Jahrzehnten durch den Torfabbau radikal dezimiert, gibt es nun wieder acht Paare im Emsland. Dabei helfen die Jäger, Füchse von den Gelegen des Vogels zu vertreiben. Sie würden „rund um die Uhr bewacht“, sagte Sander.

Förstern, Jägern, aber auch Naturschützern sei es zu verdanken, dass es derzeit 21 Seeadlerpaare in Niedersachsen gebe, lange galten sie als ausgestorben. Auch bei den Birkhühnern vermeldet das Ministerium Entwarnung: Mit 220 Tieren lebt der größte zusammenhängende Bestand Mitteleuropas in Niedersachsen, viele in der Lüneburger Heide.

Ebenfalls im Aufwind: die Kleineule Sperlingskauz, die Ibisart Löffler, die Schwarzkopfmöwe und der Schwarzhalstaucher aus der Familie der Lappenvögel. KAI SCHÖNEBERG