Lieber Journalist als Politiker

SPD nimmt den angekündigten Rückzug des Ex-Spitzenkandidaten Michael Naumann mit Respekt zur Kenntnis. Der sieht keinen Wortbruch, wenn er sein Mandat doch aufgibt

Mit „Respekt“ hat SPD-Landeschef Ingo Egloff den Rückzug des einstigen Spitzenkandidaten Michael Naumann zur Kenntnis genommen: Der 66-Jährige habe „im Wahlkampf eine furiose Aufholjagd“ hingelegt. Es sei verständlich, dass Naumann nun „zu seiner Arbeit zurückzukehren will, von der wir ihn weggeholt hatten“. Fraktionschef Michael Neumann nannte den Schritt „honorig und nachvollziehbar“.

Naumann hatte am Donnerstagabend angekündigt, sein Bürgerschaftsmandat am 15. Juni niederzulegen. Er wolle auf seinen Posten als Mitherausgeber der Wochenzeitung Die Zeit zurückkehren. Gleichzeitig politischer Journalist und Landtagsabgeordneter zu sein, sei nach seinem Verständnis nicht möglich. Da könne es „Interessenkollisionen“ geben. Deshalb werde er in Zukunft auch „Hamburger Lokalpolitik jedenfalls nicht kommentieren“, versicherte Naumann am Freitag gegenüber dpa.

Der 66-Jährige war im März 2007 SPD-Spitzenkandidat geworden, nachdem die Partei in eine tiefe Krise gestürzt war. Der Stimmenklau bei der Mitgliederbefragung hatte zum Rücktritt von Parteichef Mathias Petersen und seiner Stellvertreterin Dorothee Stapelfeldt geführt. Fast ein ganzes Jahr tingelte der zuvor weithin unbekannte Naumann durch die eigene Partei und die Stadt. Trotz Zugewinnen bei der Wahl hatte es für einen Regierungswechsel nicht gereicht.

Allerdings hatte er angekündigt, auch in der Opposition Abgeordneter sein zu wollen. Es sei kein Wortbruch, so Naumann, wenn er sich für seinen Beruf entscheide. SVEN-MICHAEL VEIT