WAS MACHEN EIGENTLICH ... die Autonomen von Prenzlauer Berg? : Auf Schwabenjagd gehen
In Prenzlauer Berg wird Hatz auf zugezogene Schwaben gemacht. Das behauptet zumindest die Berliner Morgenpost in ihrer Sonntagsausgabe. Neben „Schwaben raus!“-Schmierereien an Wänden fanden die Reporter im Bötzowviertel Plakate mit der Aufschrift: „Schwaben in Prenzlauer Berg: Spießig, überwachungswütig in der Nachbarschaft und kein Sinn für Berliner Kultur. Was wollt ihr eigentlich hier ???“ Besorgt ob der Pogromstimmung, befragte die Zeitung schwäbischstämmige Gewerbetreibende nach ihrer Gemütslage. Die scheint weiter gut zu sein, die Schwaben haben ein dickes Fell und kontern auch mal mit einem „Selber raus!“.
Was wirklich los ist im einstigen Szeneviertel, erfährt man, wenn man die Website der „North-East Antifascists“ besucht, die kürzlich eine „Fuck Yuppies“-Parade durch den Mauerpark organisierten. Nicht Schwabe oder Schwäbin an sich sind das Problem – schließlich dürfte auch die autonome Szene Berlins Mitglieder aus Fellbach oder Reutlingen haben. Was die Autonomen stört, ist, dass ihr Kiez zu einem „trendigen Feuchtbiotop der „Jung, erfolgreich, zum Kotzen“-Society geworden ist. Und weil Townhouse-Siedlungen für Topverdiener und Überwachungskameras so etwas Spießig-Sauberes haben, behilft man sich eben mit dem Klischeefeindbild des „Häuslebauers“ aus Stuttgart.
Dass nun ausgerechnet die Morgenpost die Glanzleistung schwäbischer Wehrdienstflüchtlinge bei den Hausbesetzungen der 80er-Jahre hervorhebt, ist das Lustigste an der ganzen Schwabenkiste. Was aber vergessen wurde, ist der segensreiche Einfluss der Schwaben auf die hiesige Küche. So manche „Volxküche“ im besetzten Haus wäre ärmer ohne Kässpätzle und Schupfnudeln. API FOTO: ARCHIV