Straftäter-Prognose
: Erster Schritt

Dass im Gefängnis Hannover künftig eine Gruppe von Experten für die Prognose von Sexual-und Gewalttätern zuständig sein wird, ist eine gute Nachricht. Bislang nämlich steht die wirklichkeitsfremde Erwartung vollständig sicherer Prognosen in scharfem Gegensatz zu den Bedingungen, unter denen sie oft zustande kommen.

KOMMENTAR VON FRIEDERIKE GRÄFF

Jedem Laien leuchtet ein, dass sie ungleich fundierter werden, wenn sie auf eine ausführliche Begutachtung vor und während der Haft anknüpfen können. Dass dabei der Austausch im Team förderlich ist, liegt ebenfalls auf der Hand. Eine ähnliche Sorgfalt würde man sich auch bei Auswahl und Fortbildung der Gerichtsgutachter wünschen.

Wenn diese Praxis Kreise zieht, mag es dazu kommen, dass die Quote der nur Halbkompetenten unter den Gutachtern sinkt: Weil dann auch die Experten öfter bereit wären diese Aufgabe zu übernehmen – vielleicht sogar vor einer Öffentlichkeit, die nicht länger wider besseres Wissen vollständige Fehlerfreiheit einfordert.

Dennoch ist mit der Verbesserung der Qualitätsstandards für die Prognose nicht alles erreicht. Wenn sich aus finanzieller Not oder mangelnder Einsicht keine Therapieangebote anschließen, haftet einer Negativprognose der Ruch einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung an. Und die positive Prognose wird zur verpassten Chance.

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