Aktienkurse und Jobverluste

Stellenabbau belebt die Kursentwicklung. Das muss für Arbeitnehmer nicht immer von Nachteil sein

Angekündigte Stellenstreichungen sind ein sicheres Mittel, den Börsenkurs nach oben zu treiben

Wenn ein Stellenabbau angekündigt wird, dann klingt dies bedrohlich. Aber oft zeigt sich später, dass die Jobs doch nicht komplett zusammengestrichen werden. Dazu zwei Beispiele:

Die Deutsche Bank sorgte 2005 für Furore, als ihr Chef Josef Ackermann ankündigte, dass weltweit 6.400 Stellen gestrichen würden. Allein in Deutschland sollten rund 1.900 Jobs entfallen. Damals hatte die Bank 27.100 Beschäftigte im Inland. Und jetzt? Wer sich im Internet den Geschäftsbericht für 2007 ansieht, der stellt fest, dass die Deutsche Bank nun 27.779 Mitarbeiter hierzulande zählt. Weltweit legten die Jobs bei der Deutschen Bank sogar noch stärker zu: 2005 waren es insgesamt 65.400 Beschäftigte – und 2007 schon 78.291.

Auch DaimlerChrysler stellte im September 2005 drastische Sparpläne vor: Von 94.000 Mitarbeitern in Deutschland sollten 8.500 gehen. Doch kam es anders: Im Geschäftsbericht 2007 sind 97.526 deutsche Mitarbeiter bei der Daimler AG ausgewiesen. Ein Grund für diese Diskrepanz, die auch bei anderen Aktiengesellschaften zu bemerken ist: Die Ankündigung von Stellenstreichungen ist ein sicheres Mittel, um den eigenen Börsenkurs nach oben zu treiben.

Mustergültig ist dieser Zusammenhang in der Titelzeile zusammengefasst, mit der die FAZ die Pläne bei Mercedes im September 2005 ankündigte: „Stellenabbau umfangreicher als erwartet / Aktie steigt auf Dreijahreshoch.“

Auch bei Siemens ist dieser Zusammenhang zumindest langfristig zu entdecken: Die Aktie wird von Analysten zum Kauf empfohlen – wegen des „Restrukturierungspotenzials“. Ein Kurs von 95 Euro sei drin. Das muss einem Vorstandschef wie Peter Löscher gefallen, dessen Siemens-Aktie in den letzten sechs Monaten um 30 Prozent eingebrochen ist und die nur noch knapp über 70 Euro steht. (siehe Grafik)

Mit diesen Beispielen soll allerdings nicht gesagt sein, dass es in Deutschland nie zum Stellenabbau kommt. Das wäre Quatsch. Allein zwischen 2000 und 2008 sind bundesweit eine Million an sozialversicherungspflichtigen Jobs verloren gegangen. Aber dieser Abbau verläuft nicht immer nach dem Simpelschema: Vorstand kündigt an, Vorstand setzt um.

ULRIKE HERRMANN