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Archiv-Artikel

Wider das latente Unwohlsein

Mehr Geld für die Wirtschaftsförderung und ein besseres Marketing soll die gestern beschlossene Fusion dreier Gesellschaften mit sich bringen. Ob sie auch zu mehr Transparenz führt, ist strittig

von Jan Zier

Die Hanseatische Veranstaltungsgesellschaft (HVG) und die Bremen Marketing GmbH (BMG) werden zum 1. Januar 2009 mit der Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) verschmolzen. Das hat der Senat gestern beschlossen. „Perspektivisch“ sollen vor allem durch eine schlankere Verwaltung bis zu zwei Millionen Euro pro Jahr eingespart werden – Geld, das „natürlich“ wieder der Wirtschaftsförderung zugute komme, wie Wirtschaftssenator Ralf Nagel (SPD) gestern sagte. 2006 vergab die BIG rund 23 Millionen Euro an Fördermitteln, 2005 waren es 30 Millionen Euro.

Nagel will vor allem Wirtschafts-, Kultur- und Wissenschaftsmarketing in Bremen zusammenführen und konzeptionell verbinden. „Das wäre ohne Fusion nicht möglich.“ Vor allem die kleine BMG habe bislang oft „relativ alleine“ dagestanden, sagt auch BIG-Betriebsrat Marc Bernhard, künftig könnten die verschiedenen Maßnahmen „besser abgestimmt“ werden. Das BAW Institut für regionale Wirtschaftsforschung hatte Bremen im Ländervergleich jüngst „einen großen Rückstand“ beim regionalen Mittelstandsmarketing attestiert. Das private Institut wird zu einem Viertel von der BIG getragen.

Die fusionierte BIG ist etwa doppelt so groß wie bisher und soll zunächst zehn Prozent ihrer 250 Beschäftigen abbauen. „Weitere Einsparungen sind möglich“, so Wirtschaftsstaatsrat Heiner Heseler, der zugleich versprach, der Personalabbau werde „sozialverträglich“ vonstatten gehen. Der Betriebsrat weist hingegen darauf hin, dass die BIG seit 2005 bereits gut 20 Prozent der Belegschaft reduziert habe.

Strittig ist die Frage, ob die größere BIG transparenter arbeitet als die drei jetzigen Gesellschaften. Nagel versprach, dem „latenten Unwohlsein über das Eigenleben bremischer Gesellschaften“ abhelfen zu wollen. Die Zahl der eigenständig und häufig nebeneinander agierenden Akteure werde deutlich verringert, zudem das Berichtswesen verbessert. „Mit doppelter Größe wird man nicht automatisch transparenter“, hält Bernhard dagegen. Die Fusion werde mit „vielen Absichtserklärungen“ schöngeredet. Die Betriebsräte von HVG und BIG klagen nach wie vor, nicht ausreichend über die Details der Fusion informiert zu werden. Die CDU-Opposition warf Nagel deshalb vor, „alles im Alleingang“ zu entscheiden und Wirtschaft wie MitarbeiterInnen zu verprellen.

Unklar ist, welche Umsetzungskosten die Fusion mit sich bringt. Sicher sei nur, so Heseler, dass diese unter den Einsparungen liegen müssten. Kosten verursacht nicht allein der Umzug der BMG oder die Anpassung unterschiedlicher Computersysteme. Auch der neue Geschäftsführer bezieht womöglich ein höheres Salär als sein Vorgänger Ulrich Keller. „Schlecht bezahlte schlechte Geschäftsführer sind die teuerste Variante, die man sich denken kann“, so Nagel. Er will jetzt „bundesweit systematisch den Markt absuchen“, um einen Nachfolger für Keller zu finden. Derzeit führen BMG-Chef Klaus Sondergeld und HVG-Chef Michael Göbel interimsmäßig die BIG-Geschäfte. Sondergeld sei „nicht der richtige Mann“, sagte CDU-Chef Thomas Röwekamp dazu. Perspektivisch sollen drei von jetzt sechs Geschäftsführern eingespart werden. Selbst die Bremer Touristik Zentrale ist nicht vor einer Fusion mit der BIG sicher: „Wir werden sie so schnell nicht miteinbeziehen können“, sagte Heseler gestern. Deswegen bleibe sie zunächst „natürlich selbständig“.