: Endlich Ferien – und nun?
Wer Schulkinder hat und nicht sechs Wochen verreisen kann, sollte sich dringend an die Feinplanung der Sommerferien machen. Eine große Hilfe dabei ist der Ferienpass
VON KAIJA KUTTER
Die schönste Zeit des Jahres beginnt in Hamburg erst am 17. Juli. Dann folgen sechs Wochen schulfreie Zeit. Eltern, die arbeiten und nicht endlos Urlaub haben, müssen jetzt an die Feinplanung der Ferien gehen, sofern ihre Kinder nicht im Kita-Hort sind. Eine wichtige Arbeitsgrundlage dabei ist der „Hamburger Ferienpass“, der gerade zum 40. Mal erscheint und mit 650 Angeboten einen breiten Überblick über Kinderkultur in Hamburg bietet.
Jeder Schüler bekommt ein Exemplar der bunten Hefte von der Schule ausgehändigt. Man kann das Heft aber auch in Bücherhallen abholen oder unter www.ferienpass-hamburg.de aus dem Internet herunterladen. Und dann heißt es: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Denn so erfreulich die Breite des Angebots auf den 100 Seiten ist – sie kann Kinder schon mal überfordern. „Willst du mit Ponys reiten?“ „Nö.“ „Willst du Bilder von großen Künstlern nachmalen?“ „Nö.“ „Willst du lernen, am Keybord deine eigenen Songs zu spielen?“ „Nö, das ist dann wie Schule.“
Böse Eltern, die ihre armen, eh schon stressgeplagten Kinder verplanen. Aber ein bisschen Programm muss schon sein. Im vergangenen Jahr waren die Kinder so glücklich nach dem Ruderkurs auf der Alster, der eine ganze Woche dauerte und an jedem Abend mit einem Sprung vom Steg ins Wasser endete.
Nur, mit den Ruderkursen ist das so eine Sache. Vier große, stolze Clubs säumen das Ufer der Alster. Alle bieten zeitlich versetzt einwöchige Schnupperkurse an. Aber nur einer, der Ruderclub Hansa, nimmt auch Mädchen auf. In den anderen dreien sind Mädchen tabu, selbst im Ferienpassangebot. „Das ist ein Thema, das wir mal angehen müssen“, sagt Michael Conrad vom Jugendinformationszentrum (JIZ), das für die Bildungsbehörde das Heft zusammenstellt. Insider wissen, dass er sich an den traditionsreichen Clubs, deren ältester über 150 Jahre zählt, die Zähne ausbeißen wird.
Fast alle übrigen Angebote sind für Jungen und Mädchen: Inlineskaten, Tauchen, Kanufahren, Golfen, Bogenschießen und sogar Ballett und Video-Dance. Und auch die klassische Männerdomäne Fußball richtet sich mit ihren Kursangeboten an beide Geschlechter. Die „Fußball-Ferien-Camps“ im Stadtpark zum Beispiel. Die Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren werden jeden Morgen nach einem gemütlichen Frühstück vor die Wahl gestellt, ob sie Kicken wollen, Paddeln, Schwimmen, Tanzen oder eine andere Sportart machen.
Ein Blick auf die Fotos vom Vorjahr auf der Homepage des Veranstalters „Kinderspaßverein“ deutet zumindest beim Fußball auf einen hohen Jungsanteil hin. Also heißt es abwägen, ob eine Tochter sich dort wohl fühlt. Auch Jungs können sich allein unter vielen Mädchen fürchten. Das dachten sich wohl auch die Programmgestalter des Eimsbütteler Turnverbands. Das dortige Cheerleading ist nur für Mädchen ab zehn Jahren.
Das komplizierte am Ferienpass ist: Für sehr viele Angebote ist eine Anmeldung erforderlich. Eine Woche Schnitzen, „Gabeln, Löffel und schöne Dinge aus Holz“, bei einem Naturschutzbund zum Beispiel. Oder Goldschmieden, oder Tiere aus Pappmaschee Basteln in einem privaten Kunstatelier. Wer sich jetzt zu nichts entschließen kann und erst zum Heft greift, wenn die Ferienlangeweile grassiert, muss überwiegend auf die Eintagesangebote zurückgreifen.
Sehr viel Spaß macht den Kindern laut Conrad der Fotowettbewerb „Zooom“, den das JIZ zusammen mit dem Museum für Kunst und Gewerbe veranstaltet. Täglich in den Ferien können sie im Museum gegen Pfand eine Kamera ausleihen und sollen damit in der Stadt auf Motivsuche gehen. Diesmal sind Objekte gefragt, die wie Buchstaben aussehen, aus denen am Ende eine Buchstabensuppe montiert werden soll.
Ein Klassiker ist auch der Besuch im Mitmachzirkus „Zaretti“, der zunächst auf der Meenkwiese und in der zweiten Ferienhälfte im Eppendorfer Park täglich, außer samstags, Vorstellungen mit Kindern aufführt. Allerdings ist der Andrang meist groß. Und viele Ferienpassangebote sind für die Kinder allein nicht zu erreichen, also eher etwas für die Woche, in der Oma oder Opa aufpassen. Draisinefahren in Ratzeburg zum Beispiel.
Auch die Preise sind mitunter recht hoch. Die Ferienpassangebote sind nicht von der Stadt subventioniert. Für fünf Tage „Kinder-Pony-Spaß“ muss man 220 Euro zahlen. Für vier Tage Sommertanz 55 Euro. Günstig sind nur die Vereine, in denen ehrenamtliche Helfer die Betreuung übernehmen. Die übrigen Anbieter geben nur einen Rabatt dafür, dass ihnen die Werbung erspart bleibt. Ein Nehmen und Geben, über das laut Conrad mit den Jahren „ein Teil von Kinderkultur“ entstanden sei.