Streit um neuen Straßennamen

Weg mit dem Nazi: In Celle soll die Kurt-Blanke-Straße zum „Wildgarten“ werden. Das gefällt nicht allen Ratsparteien

Dass es bei Kurt Blanke nicht bleiben soll, darüber war man sich einig: Eine nach dem früheren Celler Bürgermeister benannte Straße umzubenennen beschloss der dortige Stadtrat bereits Ende Mai auf Antrag von SPD und Grünen hin einstimmig. Eine hitzige Debatte lieferten sich die Parteien nun um den neuen Namen: SPD und Grüne sind unzufrieden mit dem zwischenzeitlich gekürten „Wildgarten“. Diese Bezeichnung hatten CDU und FDP vorgeschlagen – mit einigem Recht: An der Straße befand sich einst ein Wildgehege der Celler Herzöge.

Blanke, Bürgermeister zwischen 1964 und 1973, wird vorgeworfen, aktiv an der Judenverfolgung im „Dritten Reich“ beteiligt gewesen zu sein. Als Leiter des Besatzungs-Referats „Entjudung“ in Frankreich sei der spätere Ministeriumsmitarbeiter und Bundesverdienstkreuzträger mitverantwortlich für die Enteignung von Juden gewesen und habe damit die Deportation nach Ausschwitz vorbereitet, sagt der Konstanzer Historiker Martin Jungius.

SPD und Grüne hatten Theanolte Bähnisch, die erste Präsidentin des Regierungsbezirks Hannover, favorisiert. Damit „hätte man die Möglichkeit gehabt eine Frau zu ehren, die sich trotz Repressalien gegen das Nazi-Regime engagiert hat“, sagt die Celler Grünen-Chefin Juliane Schrader. Die 1973 verstorbene Juristin Bähnisch hatte in der NS-Zeit verfolgte Menschen vertreten. Sie habe „genau das Gegenteil zu Blanke getan“, sagt der örtliche SPD-Vorsitzende Jürgen Rentsch. Die Nazi-Vergangenheit des ehemaligen Stadtoberhaupts ist seit mehreren Jahren bekannt. So wies bereits 2003 das Celler „Stadtbuch“ auf Blankes Rolle hin.

Auf Antrag der SPD und Grünen werden nun historische Namen und Personen der niedersächsischen Stadt auf eine mögliche nationalsozialistische Vergangenheit durchleuchtet. WAC