flick, spk, ifz etc.
: Licht ins Dunkel gebracht

Jetzt kann man sich fragen, warum hat er das nicht gleich gemacht“, sagte Klaus-Dieter Lehmann, heute Präsident des Goethe Instituts und vormals Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, am Dienstagabend, nachdem er die Anstrengungen aufgezählt hatte, die der Kunstsammler Friedrich Christian Flick nach und nach unternommen hatte, um der Kritik an seiner Idee zu begegnen, mithilfe der Leihgabe seiner F. C. Flick Collection an die Berliner Museen die dunkle Seite seiner Familiengeschichte in einem freundlicheren Licht erstrahlen zu lassen.

Ja, warum hat er nicht gleich die Kunst für die Kunst sprechen lassen? Und mit offensiver öffentlicher Aufklärung Licht ins Dunkel der Familiengeschichte gebracht? Also gleich die wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte des Flick-Konzerns im Dritten Reich finanziert, die die Stiftung Preußischer Kulturbesitz beim Münchner Institut für Zeitgeschichte in Auftrag gab, dotiert mit einer halben Million Euro, die sich nun als 1.000 Seiten starker Forschungsband materialisierten? Denn nichts anderes war vernünftigerweise je von ihm gefordert worden, als die Kunst nicht zu instrumentalisieren und dem Rumor um den Namen Flick mit adäquaten Mitteln zu begegnen. Der vorliegende Band hätte F. C. Flick schon ganz früh vom kriminellen Handeln seines Großvaters überzeugen können und dass es keine Grundlage gibt, die Verweigerungshaltung von Großvater und Onkel in der Entschädigungsfrage fortzuführen. Die spätere Zahlung von fünf Millionen Euro also zu keinem Zeitpunkt einen Gesichtsverlust bedeutet hätten.

Hans-Olaf Henkel jedenfalls, special guest bei der Buchvorstellung, meinte, er wäre Karl Friedrich Flick, den vor zwei Jahren verstorbenen alleinigen persönlich haftenden Gesellschafter der Holding-Unternehmen und Onkel von F. C. Flick, in dieser Frage ganz anders angegangen, hätte es damals schon diese Publikation gegeben. In Henkels Amtszeit als Präsident des BDI war die Debatte um die Errichtung des Entschädigungsfonds der Wirtschaft für NS-Zwangsarbeiter gefallen.

Nun gut, im Nachhinein kann man vieles sagen. Dennoch hatte Bernhard Gotto, einer der Autoren des Bandes völlig recht, als er meinte, jeder Autor könne sich nur freuen, einen so leidenschaftlichen Leser wie Henkel zu haben. Tatsächlich, nachdem man diesen zum zehnten Mal sagen hörte, „ich wusste gar nicht“ und „das ist ja ein Ding“, und dachte, das ist ja ein Ding, wie vollkommen ungeniert Henkel seine ganz persönliche, von wenig Vorwissen belastete Lektüreerfahrung vor Publikum zum Besten gibt – da dachte man gleichzeitig, wie cool das doch war und wie erhellend. Etwa wenn er in der Art, wie Friedrich Flick seinem Konzern vorstand, ohne verantwortlich zu zeichnen, schon das Führerprinzip erkannte. Henkels letztlich stets bedenkenswerte, obwohl oft schräge Schlussfolgerungen resultieren aus einer enorm engagierten Lektüre, die zu leisten uns noch bevorsteht. WBG