berliner szenen Abo beim Techniker

Medienbasierter Kurs

Wir hatten sie schon alle: das defekte letzte Scartkabel, den Beamer, der ohne die (fehlende) Fernbedienung nicht bedient werden konnte, den Rekorder, der die Kassette fraß, das Notebook ohne Soundkarte etc. Noch kein Termin des wöchentlichen Filmseminars ging ohne mindestens einstündige Technikodyssee über die Bühne. Wir haben ein Abo auf den Techniknotdienst der benachbarten Politikwissenschaft der FU.

Wir: ein Frauenkurs, der sich mit Geschlechterstereotypen im sowjetischen Film beschäftigt. Kurz: Wir sind peinlich. Die Wächter über die labile technische Einrichtung des Instituts sehen darüber hinweg. Ein Braungebrannter sitzt jetzt stirnrunzelnd vor dem Rechner und tut nichts, was wir nicht auch schon getan hätten. Dann holt er ein Ersatzgerät.

Während wir warten, denke ich an meinen letzten „medienbasierten Kurs“. Die Slawistik der HU ist ordentlich eingerichtet, es gibt einen „Medienschrank“ in jedem Raum. Wir waren die Ersten, die feststellten, dass der darin installierte DVD- ein CD-Player war und damit nutzlos. Die Filme schauten wir dann jede Woche zu Hause. Auf DVD-Playern.

An der FU aber gibt es den technischen Dienst. Pünktlich um viertel nach sitzt einer der Mitarbeiter vor dem Hörsaal und wartet auf uns. Den Beamer hat er bereits aufgegeben, die Notebooks des Instituts auch. Der letzte kleinformatige Fernseher, dessen rechte Box nicht geht, ist für uns reserviert. Wir schauen russische Avantgardefilme in Mono. Es ist viertel vor, und „Hey Mädels“, sagt der Techniker, „ich bin wieder da.“ Dann schiebt er den Fernsehschrank aus dem Raum – gestern war der einzige Schlüssel für das Ding im Schloss abgebrochen. SONJA VOGEL