: GENOSSE NR. 8: ANDREAS BULL
Die LeserInnen dieser Seite kennen dich aus der „Bull Analyse“. Aber du bist auch „Genosse Nr. 8“, also ein frühes Mitglied der Genossenschaft.
Andreas Bull: Ja, ich gehörte zu den neun Gründungsmitgliedern.
Wer waren die anderen?
Wir kamen alle aus den Gremien des alten Vereins Freunde der alternativen Tageszeitung e. V. Christian Ströbele und Johannes Eisenberg waren auch dabei.
Wart ihr erleichtert, als endlich alle Unterschriften geleistet waren?
Sagen wir so: Es lag ein steiniger Weg hinter uns und ein steiniger Weg vor uns. Die Genossenschaft war unsere Antwort auf die Frage: Wie kann die taz unter den neuen Bedingungen überleben?
Die Mauer war weg, die Berlin-Förderung futsch.
Es war eine totale Umbruchsituation. Es ging nicht nur um ein tragfähiges Finanzierungsmodell, sondern auch um neue Strukturen für die taz. Um die Abschaffung des Einheitslohns und die Einführung funktionaler Hierarchien.
Heilige Kühe für die selbst verwaltete taz! Ihr habt euch damals alle entlassen. Ein symbolischer Akt?
Wir wollten uns alle zwingen, zu sagen: „Ja, da mache ich mit.“ Deshalb wurden alle Arbeitsverträge zum 31. 12. 1991 aufgelöst. Und wer wollte, wurde zum 1. 1. 1992 in der Genossenschaft neu angestellt.
Es kamen also nicht alle mit?
Nein, es gab auch Abfindungen. Einige wollten den neuen Weg nicht mitgehen. Und einige saßen auf Planstellen, die es in der neuen Struktur nicht mehr geben sollte. Die Auslandskorrespondenten waren zum Beispiel bis dahin alle fest angestellt. Heute arbeiten sie auf Honorarbasis.
Als du Genosse Nummer 8 wurdest, hast du da schon an Genosse Nummer 8.000 gedacht?
Die Genossenschaft hat alle unsere Erwartungen von damals weit übertroffen. Es waren ja sehr schnell 2.500 Mitglieder und 4 Millionen DM. Unsere ursprüngliche Satzung sah sogar vor, ab dem 3.000. Mitglied die Generalversammlung durch ein Vertretermodell zu ersetzen.
Was habt ihr gemacht, als der 3.000. Genosse dann doch da war?
Wir haben die Satzung geändert. Der direkte Kontakt mit den Mitgliedern auf der Generalversammlung ist doch durch nichts zu ersetzen.