unterm strich
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Südtirol ist eine wunderschöne Provinz im Norden Italiens. Die Berge sind hoch, das Essen fantastisch, der Status autonom, die Weine suchen ihresgleichen. Nur wem der Sinn nach Kunst steht, muss nach der Autonomie lange suchen. Das zeigt sich seit der Neueröffnung des Bozener Museions. Der dort ausgestellte gekreuzigte Frosch des Künstlers Martin Kippenberger stiftet so viel Unruhe wie einst Andres Serranos „Piss Christ“ in New York. Der SVP-Regionalratspräsident Franz Pahl (SVP ist das Kürzel der Südtiroler Volkspartei) befindet sich seit einer Woche im Hungerstreik, damit der Frosch aus dem Museum entfernt wird. Gemeinsam mit dem Trentiner Politiker Renzo Gubert will er eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft wegen Verletzung religiöser Gefühle erstatten. Der Landeshauptmann Luis Durnwalder und die Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur verlangten unterdessen, dass die Museumsführung einlenkt. Das Museion, so ließen sie verlautbaren, solle die moderne Kunst der Bevölkerung näher bringen, sie also auch entsprechend vermitteln. „Ich glaube nicht, dass man diese Aufgabe mit reiner Provokation wahrnimmt“, sagte der Landeshauptmann, der zugleich beteuerte, für die Freiheit der Kunst und gegen jeglichen Eingriff der Politik zu sein. Wer’s ihm glaubt, wird selig. Am 26. Oktober sind übrigens Landtagswahlen.