EINE STUDIE ÜBER DIE FORMATIERUNG VON FREIHEIT, ABER AUCH EINE EINLADUNG ZUM SPIELERISCHEN SEHEN: „PLAYGROUNDS“ VON PETER FRIEDL

Röhren sind sehr beliebt. Klettergerüste. Rutschen. Wippen. Und Schaukeln. Die Abbildung zeigt den Spielplatz im Marjorie Stoneman Douglas Ocean Beach Park in Miami Beach. Sieht man mal von den malerischen Palmen und den nicht ganz so malerischen Urlaubswohnungen ab, könnte die Anlage so ähnlich auf der ganzen Welt stehen – das weiß man, wenn man Peter Friedls Bildband „Playgrounds“ durchgesehen hat (Steidl Verlag, Göttingen 2008, 254 Seiten, 35 €). Friedl – das ist der mit der palästinensischen Giraffe auf der letzten documenta – hat seit 1995 Spielplätze auf der ganzen Welt fotografiert, von A wie Acoma bis fast Z wie Yokohama. Barcelona, Hannover, Lüderitz, Minneapolis, Paris, Singapur, Tunis sind nur einige weitere von noch viel mehr Stationen. Er hat das streng dokumentarisch getan: Kamera in Augenhöhe, Bildausschnitt so, dass das Areal des jeweiligen Spielplatzes deutlich wird. Auf besondere Momente hat er dabei nicht gewartet. Auf manchen Aufnahmen sieht man tatsächlich spielende Kinder, oft sind die Plätze aber auch verwaist. Insgesamt eine Studie über die Formatierung von Freiheit – über die Formen, in denen man sich seitens der Stadtplaner oder anderer Erwachsener das von Zweckrationalität entlastete Areal des Spielens vorstellt. Auch eine Studie über Kinderwelten. Vor allem aber selbst eine Einladung zum spielerischen Sehen: Denn wenn man auf die Details achtet, offenbaren sich natürlich doch viele Differenzen: vorbildlich abgerundete Ecken in den USA, solide Metallausführungen in ärmeren Ländern und natürlich Holzausführungen in den durchindustrialisierten Ländern Westeuropas. DRK