: „Nur Amerikaner wollen Spa und Wellness“
Die Orco-Pleite mit den Fehrbelliner Höfen ist nicht symptomatisch für die Branche, sagt die Expertin Anne Riney
ANNE RINEY ist Leiterin des Immobilienmaklerbüros von Engel & Völkers in Mitte.
taz: Frau Riney, ist die Pleite mit den Fehrbelliner Höfen womöglich symptomatisch – ist der Markt für Luxuswohnungen in Berlin an seine Grenzen gestoßen?
Anne Riney: Nein. Der Fall ist nicht bezeichnend. Luxuswohnungen sind nach wie vor gefragt in der Stadt, aber eher in den zentralen Bereichen, in Mitte, am Potsdamer Platz, im Scheunenviertel. Bei dem jetzt betroffenen Objekt klafften Planung und Lage zu weit auseinander.
Die Leute mit dickem Geldbeutel wollen nicht in Richtung Prenzlauer Berg?
Die Leute mit Geld in Prenzlauer Berg müssen dieses nicht zur Schau stellen. Es ist keine 1-A-Lage. Menschen, die so viel Geld für eine Wohnung ausgeben, wollen dann auch mittendrin sein und nicht am Rand des Zentrums. Der Standort könnte interessant sein für Menschen, die sowieso schon im Kiez leben und gern dort bleiben wollen, Familien zum Beispiel.
Wer interessiert sich denn überhaupt für solche Luxusappartements?
Angesprochen sind vor allem ausländische Käufer aus dem kreativen Bereich. Es kaufen Leute aus der Musik- und Filmbranche, Galeristen und Kunstsammler. Nur Amerikaner wollen indes Spa und Wellness in der Wohnanlage. Die Deutschen – genauso wie andere Europäer – fragen eher, wie hoch die Nebenkosten sind, und sind bereit, da Abstriche zu machen. Zumal wenn sie nur wenige Monate im Jahr in ihrer Zweit- oder Drittwohnung verbringen und trotzdem die ganze Zeit Nebenkosten zahlen müssen.
Und warum interessieren sich diese Leute gerade für Berlin?
Die Stadt ist reich an Kultur, weltoffen und sehr tolerant – jeder findet hier alles, was er möchte. Es gibt mehr Grünflächen als in jeder anderen europäischen Hauptstadt. Das Leben ist außerdem günstig hier, was Essen gehen und Freizeit angeht. Die Stadt ist weitläufig, die Menschen fühlen sich nicht bedrängt. Berlin ist ja für fünf Millionen Einwohner konzipiert, es leben aber lediglich 3,5 Millionen hier. Denken Sie einmal an London, das ist viel enger.
Haben Sie selbst derartige hochpreisige Wohnungen im Portfolio?
Ja, aber nicht nur. Entgegen manchen Vorurteilen verkaufen wir auch ganz gewöhnliche Wohnungen.
INTERVIEW: KRISTINA PEZZEI