Stau im Containerverkehr

Seit Jahren streitet Bremerhaven darum, über welche Straßen der Schwerlastverkehr aus dem Hafen fahren soll. Inzwischen gibt es wieder drei Lösungsvarianten und viele Argumente gegen alle drei

Tunnel, Stadtautobahn oder Autobahnring – der Streit um die Anbindung der Container- Terminals dreht sich im Kreise

VON KLAUS WOLSCHNER

Um 40 Prozent, so die Prognosen, wird der Schwerlastverkehr von den Container-Terminals in Bremerhaven in den nächsten 15 Jahren anwachsen, jetzt schon ist der innerstädtische Zubringer „Cherbourger Straße“ voll. Das ist das Problem, über die Lösung streiten Bremerhavens Politiker auch schon seit 15 Jahren.

Derzeit sind drei Lösungen im Gespräch: Eine Tunnel mit zwei zusätzlichen Spuren, eine Ausweitung der Cherbourger Straße um zwei Spuren und eine „Nordumgehung“ durch die Niedersächsische Nachbargemeinde Langen. Gegen jede dieser Varianten gibt es gute Argumente, das macht die Diskussion so verfahren.

Der Tunnel könnte schlicht am fehlenden Geld scheitern: Mindestens 160 Millionen würde er kosten, nur 20 Millionen würde der Bund dafür ausgeben, Bremen hat kein Geld.

Die jüngst von dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Paul Bödeker mit den oppositionellen Grünen und der FDP erörterte Vorschlag, die beiden fehlenden Spuren oberirdisch zu bauen, ist vor Jahren schon geprüft worden, sagt der Leiter des Bremerhavener Stadtplanungsamtes, Henning Buddelmann. Ergebnis: Da die innerstädtische Straße von vier Querstraßen mit Ampeln gekreuzt wird, würde der erforderliche Verkehrsfluss auch bei einem sechsspurigen Ausbau nicht hinreichend sein. Bevor man aber daran gehe, die Kreuzungen sechsspurig zu untertunneln, so Buddelmann, sollte man die Variante wählen, die ganze Strecke zweispurig zu untertunneln.

Die Tunnelpläne sollten schleunigst begraben werden, sagt dagegen der baupolitische Sprecher der FDP-Stadtverordnetenfraktion, Bernd Schomaker. Nur eine zusätzliche Straße über das niedersächsische Gebiet Langen würden wirklich eine Lösung bringen – übrigens auch für die Monate, in denen die jetzige Cherbourger Straße bei einem Ausbau zur Baustelle würde.

Geht nicht, sagt dazu der Langener Bürgermeister Torsten Krüger. Einstimmig habe der Rat der Stadt Langen das abgelehnt, übrigens auch FDP und Grüne, die in Bremerhaven für diese Trasse argumentieren. Begründung: 1994 hätte man sich das vorstellen können, Bremerhaven wollte damals nicht. Inzwischen sei aber die Wohnungsbau- und Gewerbeplanung in Langen fortgeschrieben worden. „Mehrere tausend“ Bürger von Langen wären heute betroffen. Auch die Hafenindustrie lehne den 10 Kilometer langen Umweg über eine Nord-Trasse ab. Dass er selbst einmal früher für diese Nord-Umgehung gewesen sei, bestreitet Krüger. Tatsächlich war er Kandidat der „Unabhängigen Wählervereinigung BHV“, die eine „Hafenanbindung über das Gebiet des Landkreises“ forderte. Das sei nicht zwingend Langen gewesen und außerdem sei es bei einer Wählervereinigung nicht so, dass jeder Kandidat jeder Forderung 100-prozentig zustimme.

Die Zustimmung der Gemeinde Langen wäre nicht erforderlich, wenn der Bund das Projekt als Bundesstraße planen und bauen würde, wendet der Stadtplanungs-Chef von Bremerhaven ein, aber ohne die Zustimmung des Landes Niedersachsen würde der Bund so etwas nicht tun. Er hält aus einem anderen Grund nichts von der „Nordvariante“: Weil sie 10 Kilometer länger wäre, führen die Schwerlaster weiterhin kostensparend durch die Cherbourger Straße.

Die Finanzierungsprobleme für die derzeit von der Stadt favorisierte Tunnel-Lösung sieht er dagegen nicht: 120 Millionen zahle der Bund, 15 Millionen Euro könnten von einem Förderverein der Hafenwirtschaft kommen, den Rest von 25 Millionen müsste Bremen zuschießen.

Darüber ist aber mit Bremen nicht zu verhandeln, sagt Bürgermeister Jens Böhrnsen, bevor sich nicht die Bremerhavener Politiker auf ein Konzept geeinigt haben. Und sie sind von einer Einigung weit entfernt.