Wirtschaft wird sich nur langsam erholen

Konjunkturexperten erwarten mittelfristig „solide“ wirtschaftliche Entwicklung. Finanzkrise noch nicht gebannt

BERLIN taz ■ Die Bundesbank rechnet mit einer nur langsamen Erholung des deutschen Wirtschaftswachstums. Vor allem wegen hoher Energiepreise hätten die realen Einkommensverluste in Deutschland und anderen Industriestaaten ein „beträchtliches Ausmaß angenommen“, schreibt die Bundesbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. Nachdem im ersten Quartal die Wirtschaftsleistung Deutschlands um 0,5 Prozent zurückgegangen ist, sagt die Bundesbank der deutschen Wirtschaft auch für das zweite Halbjahr eine „konjunkturelle Durststrecke“ voraus.

„Deshalb aber schon von einer Rezession zu sprechen wäre völlig abwegig“, sagte DIW-Forscher Stefan Kooths der taz. „Die Messlatte wurde durch ein sehr gutes erstes Quartal sehr hoch gelegt.“ Selbst wenn die weiteren Quartalszuwächse nur gering ausfallen, erwartet Kooths für dieses und nächstes Jahr eine „solide“ Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Die zurzeit hohe Inflationsrate von 3,3 Prozent werde spürbar sinken. „Der private Konsum wird sich spürbar erholen“, prophezeit Kooths. Für das laufende Quartal erwartet das DIW allerdings nur ein Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozentpunkten, wie das Institut am Montag mitteilte. Belastungen entstehen auch durch die nach wie vor nicht ausgestandene Finanzkrise in den USA. Dort droht der krisengeschüttelten Investmentbank Lehman Brothers ein neuerlicher Verlust von 1,8 Milliarden US-Dollar, berichtet das Wall Street Journal. Die viertgrößte US-Bank steht nach einem Bericht der Financial Times vor dem Notverkauf von Wertpapieren und Gewerbeimmobilien über 40 Milliarden US-Dollar. Seit Februar hat die Lehman-Aktie 81 Prozent ihres Werts verloren. TARIK AHMIA