: Nicht immer leicht
Seit fünf Jahren veranstaltet eine kleine Gruppe auf der Freilichtbühne im Harburger Stadtpark das „Umsonst und draußen“-Festival „Keine Knete, trotzdem Fete“
Idyllisch ist die kleine Freilichtbühne im Harburger Stadtpark. Früher standen hier lange Reihen von Holzbänken. Heute gibt es nur noch eine Wiese mit ansteigenden Ebenen, von den Bänken sind nur die Steinsockel geblieben. Davor, hinter einer kleinen Hecke, die Bühne im Schatten der ringsum stehenden meterhohen Bäume.
Auch kulturell fristet die verwunschene Lichtung heute eher ein Schattendasein. Lediglich eine kleine politische Gruppe hat sich vorgenommen, den fast vergessenen Ort am Außenmühlenteich zum Leben zu erwecken. So gibt es seit fünf Jahren ein sommerliches Musik-Festival. Klar war dabei von Beginn an, dass das Ganze unkommerziell sein musste: Kultur für alle, ein Stück gelebte Utopie, „halt auch für solche ohne Knete“.
2004 fand dann das erste „Keine Knete, trotzdem Fete“ statt. Noch kaum jemand wusste damals davon, nur relativ wenige sind gekommen. Und erfolgreich war es dann doch. Aber gar nicht so leicht: Auch ein Festival ohne Eintritt braucht Logistik, Technik, Instrumente, Zelte und Klos. Irgendjemand muss an all das denken. Und bezahlt werden muss das meiste auch. Im zweiten Jahr gab es denn auch gleich eine Pause. Erst ein Jahr später fanden sich wieder genug Leute, die ein explizit antikapitalistisches Festival in ihrer Freizeit unterstützen wollten an. 2006 und 2007 wurde dann wieder an der Freilichtbühne gefeiert.
Auch dieses Jahr hat alles geklappt: Neun Bands sind am Freitag und Samstag unter freiem Himmel zu erleben. „Supershirt“ kommen von der Ostsee und raten uns zu Elektro-Beats etwa dazu, nicht so viel einzukaufen – dann müssten wir auch nicht so viel arbeiten. Der Hamburger „K-Mob“ beackert da ein ganz anderes Gebiet. Die neunköpfige Hamburger Band hat kürzlich mit „Show de Hipnosis“ ein wundervolles Album voller Rocksteady-Schmonzetten, Ska-Stomper und mit „1000 % Reggae-Sickness“ aufgenommen. Und passt damit wunderbar zu „Ed Almighty“, von denen es ebenfalls hanseatischen Soul und Reggae zu hören gibt. „Dead Shepherd“ hingegen ist eher was für FreundInnen der härteren Gangart: Von ihnen gibt es „Anarcho-Rock“ aus dem Kartoffelkeller. Auch die Mindener Screamo-Metal-Kombo „Distance in Embrace“ dürfte nicht jedem Reggaefan zusagen. „Primary Fuse“ spielen deutschen Fun-Punk, „Ideal Standard Rocks“ eher Power-Pop. Unverzichtbarer Act für ein zünftiges Umsonst-Festival außerdem: Die viel versprechende Rock-Jam-Kombo „Groovista“, die als Einflüsse Santana, Jimi Hendrix und den „Sound der Hippie-Ära“ nennt. Wer jetzt aber hofft, mit „Mele Kalikimaka“ Weltmusik zu bekommen, wird enttäuscht: Die Schneverdinger spielen Metal, Hardcore und Ska. Dafür hätte deren Bandinfo gute Chancen beim ebenfalls stattfindenden Poetry-Slam „Heimfeld ist Reimfeld“, so wie es beginnt: „Wir schreiben das Jahr 2004. Der kleine Rouven bekommt vom Weihnachtsmann eine Bassgitarre geschenkt (…)“.
Hin kommt man mit der S 3 oder S 31 bis Harburg Rathaus, dann fährt man mit den Bussen 145 oder 245 bis zur Haltestelle Rabenstein. Von dort zeigen Schilder den Weg an. ROBERT MATTHIES