Siegfried Kotthoff, „Die Welt als Radweg“ : Radfahren – das ist auch Freiheit
Man könnte meinen, die Zeiten seien vorbei, in denen private Reiseerinnerungen in Buchform gedruckt werden. „Blogs“ und andere Formen im Internet haben das Genre der kleinen Auflagen ersetzt. Aber wer mit dem Bändchen „Die Welt als Radweg“ von Siegfried Kotthoff schmökernd auf dem Sofa liegt, der lernt die Vorzüge der gedruckten Form neu schätzen. Nicht nur, weil Kotthoff – in Bremen als langjähriger Stadtplaner bekannt – als Reisebuchautor auch solche Leser neugierig macht, die nie vor dem Bildschirm übers Radeln lesen würden. Auch die Ziele des Vorruhestands-Radlers Kotthoff haben es in sich. Bis nach China kam er – und das sichert ihm insbesondere in diesen Tagen Aufmerksamkeit.
Passionierte Radler werden sich an den Kapiteln ergötzen, die Beiträge zur „Philosophie des Radfahrens“ sein sollen. Politisch Interessierte werden sich fragen, wie so etwas gehen kann, Radfahren in China. Kotthoff beschreibt es bis hin zu technischen Details, etwa der Frage, wie komme ich mit dem Rad durch den Zoll. Und: Wie orientiere ich mich in ländlichen Gegenden, in denen die Einwohner kein Englisch und ich kein Wort oder Schriftzeichen Chinesisch verstehe. Es geht, Kotthoff ist ja gut zurück, und das Rad hat ihn in Ecken geführt, in die normale Reisende nie kommen. Er schildert seine persönlichen Eindrücke von den Menschen, ihrer Kultur, ihrem Alltag – das ist vielleicht der spannendste Teil des Buches. kawe