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Gymnasium als „Schule für Alle“

Die SPD legt ihr bildungspolitisches Konzept vor: „Gymnasien und Oberschulen“ sollen die zwei Säulen sein, beide sollen auf den „integrativen Ansatz“ verpflichtet werden und alle Schüler fördern

VON KLAUS WOLSCHNER

Am vergangenen Freitag hat der SPD-Landesvorstand seine schulpolitische Position festgeklopft. Im Oktober soll nun der Parteitag das letzte Wort haben. In dem vierseitigen Papier wird das Gymnasium als „zweite Säule“, wie der Vorsitzende Uwe Beckmeyer es formuliert, festgeschrieben. Als erste Säule soll eine „Oberschule“ entwickelt werden, die die bisherigen Sekundarschulen und Schulzentren ablöst. Das ist das Modell, das auch die CDU im Herbst gefordert hatte. Aber über die Details wird es noch heftigen bildungspolitischen Streit geben.

Zwar sollen die Gymnasien das Abitur nach 12 Jahren, die Oberschulen in der Regel nach 13 Jahren anbieten, allerdings sollen sich die Gymnasien nicht mehr nach der 6. Klasse von weniger leistungsstarken SchülerInnen trennen können. Die Schule soll für alle, die sie nach Elternwunsch aufgenommen hat, „bis zum ersten Schulabschluss verantwortlich sein“, so das Papier. Eine Schule soll sich nicht mehr „zu Lasten einer anderen Schule“ von einem Schüler trennen dürfen, „damit muss Schluss sein“, sagt Rainer Holsten, Schriftführer des SPD-Landesvorstandes und als Lehrer an der Gesamtschule West auch bildungspolitischer Experte im SPD-Landesvorstand.

Das könne auch bedeuten, dass das Gymnasium Schüler auch auf den Hauptschulabschluss vorbereitet – jedenfalls „theoretisch“, sagt Holsten.

Praktisch sollen sich die Gymnasiallehrer „etwas einfallen lassen“, wie sie leistungsschwächere Schüler fördern können. Auch Lehrer Holsten weiß dabei: „Ich kann aus einem Ackergaul kein Rennpferd machen.“ Auch das Aufnahmeverfahren für die weiterführenden Schulen soll umgekrempelt werden. Sind bisher formale Kriterien – wie etwa die Länge des Schulweges – entscheidend und im Zweifelsfall das Los, so soll künftig im Aufnahmeverfahren „eine möglichst breite leistungsheterogene und soziale Mischung“ erreicht werden. Beim Übergang nach der vierten Klasse entscheiden ansonsten die Eltern über die Schulform. Es soll keine „Schullaufbahnempfehlungen“ der Grundschule mehr geben. Die hätten eine „zu geringe Prognosesicherheit“, heißt es in dem Leitantrag.

Eine differenzierte „Lernstandsbeschreibung“ soll den Eltern helfen, ihr Kind besser als die Lehrer einzuschätzen.

Damit jede Schule „alle Kinder auf allen Niveaus mitnehmen“ kann, sagt Holsten, müssten insbesondere die Gymnasiallehrer sich mit dem „integrativen Ansatz“ auseinander setzen. Die beiden Säulen des zukünftigen Schulsystems seien der „Weg zu einer Schule für alle“, heißt es in dem Papier. Zusätzliche Gymnasien soll es nicht geben, auch wenn es einen entsprechenden Elternwillen gebe.

In dem Leitantrag stehen viele Punkte, die bildungspolitisch Konsens sind, wie ein besserer Übergang von Kindergarten zur Schule, integrative Beschulung und Ganztagsschulen. Lehrer sollen verstärkt als „Jahrgangsteams“ die Betreuung der SchülerInnen begleiten.

Die SPD will mit ihrem Beschluss ausdrücklich zum „parteipolitischen Konsens“ beitragen. Die Reaktion der CDU war diplomatisch. Ein „Schritt in die richtige Richtung“ sei der SPD-Antrag, über Details wolle man auf den „Bildungsgipfel“ aller Parteien reden, zu dem die CDU einladen will, sagt der CDU-Sprecher. Klar sei dabei für die CDU: „Die Gymnasien sollen so bleiben, wie sie sind.“

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