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Archiv-Artikel

Weniger Arbeitslose, weniger Geld

Die Zahl der Arbeitslosen sinkt auf knapp 3,2 Millionen. Experten erwarten, dass der Abschwung bald auf dem Jobmarkt ankommt. Die Löhne sind im Aufschwung gesunken

BERLIN taz ■ Solche Zahlen verkündet Heinrich Alt, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA), gerne. Von Juli auf August sank die Zahl der Arbeitslosen um 14.000 auf jetzt 3,196 Millionen. Das waren 510.000 Arbeitslose weniger als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote liegt nun bei 7,6 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie 8,8 Prozent.

„Von einer Abschwächung der konjunkturellen Dynamik zeigt sich der Arbeitsmarkt unbeeindruckt“, sagte Alt am Donnerstag. „Bremsspuren“ könne er bislang nirgends erkennen. Allerdings reagiert der Arbeitsmarkt mit Verzögerung auf Konjunktureintrübungen. In zweiten Quartal 2008 ist das Bruttoinlandsprodukt erstmals seit vier Jahren wieder geschrumpft. Die Frage lautet daher, wann auch der Arbeitsmarkt kippt.

Anders als der BA-Vorstand Alt beobachtet das der Bundesagentur angeschlossene Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung durchaus erste Eintrübungen. So geht die Zahl der gemeldeten offenen Stellen allmählich zurück. Vor allem die Zahl der später zu besetzenden Stellen ist rückläufig – für die Arbeitsmarktforscher ein Hinweise darauf, dass die Unternehmen vorsichtiger werden. Die Hoffnungen, der Arbeitsmarkt sei nach den Hartz-Reformen sogar konjunkturresistent, teilen die Forscher nicht, sagte ein Sprecher des Instituts. Der Bundesverband der Deutschen Industrie geht hingegen davon aus, dass die Arbeitslosigkeit auch im kommenden Jahr sinken könnte.

Gleichzeitig zu den Arbeitsmarktzahlen hat die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung eine Studie über die Lohnentwicklung in Deutschland im Aufschwung vorgelegt. Die Wissenschaftler der Böckler-Stiftung schreiben eine Analyse fort, die bereits im März deutliche Lohnverlusten der Arbeitnehmer feststellte. Bis zu diesem Frühjahr sind die realen Nettolöhne selbst in der Aufschwungphase um 3,5 Prozent gesunken – erstmals zählten die meisten Haushalte damit nicht mehr zu den Gewinnern des Wirtschaftswachstums.

Auch die höheren Tarifabschlüsse der jüngsten Zeit konnten die Preissteigerungen kaum ausgleichen, so die Forscher. Die Wirtschaftswissenschaftler der Böckler-Stiftung haben in ihrer Analyse den Zeitraum vom vierten Quartal 2004 bis zum ersten Quartal 2008 untersucht. Profitiert von der guten Konjunktur haben nach Angaben der Böckler-Stiftung Unternehmen und Kapitaleigner.

Besonders heikel: Das Lohnminus hat aus Sicht der Forscher nicht einmal einen nennenswerten Beitrag zur guten Arbeitsmarktentwicklung geleistet. Zwar habe sich der Arbeitsmarkt im Vergleich zum letzten Aufschwung um die Jahrtausendwende entspannt, dies gehe jedoch vor allem auf demografische Effekte zurück, so die Forscher. BERND KRAMER