dietmar beiersdorfer, puzzlespieler : Schweiger gibt laut
Dietmar Beiersdorfer hat sich entpuppt. Seit fünf Jahren ist der 44-jährige Sportdirektor beim HSV. Doch richtig ernst genommen haben ihn bisher nur wenige. Durch die geschickte Camouflage eines oftmals harmlos und zerstreut wirkenden Schweigers war es ihm noch immer gelungen, zu verschleiern, dass er das eigentliche Machtzentrum beim HSV ist. Wenn er mal sprechen musste, schien es ihm körperliche Schmerzen zu bereiten.
Nun musste Beiersdorfer das machen, was er am besten kann: Puzzlen. Eigentlich hat er in fünf Jahren Hamburg nichts anderes gemacht, als immer wieder dasselbe Puzzle zu beginnen ohne Aussicht auf befriedigende Vollendung. Ein Teil ging immer verloren oder wurde einfach weggekauft.
In diesem Jahr jedoch hat der studierte Betriebswirt sein Meisterstück in Sachen Teilchenbeschleunigung abgeliefert. Im Tauziehen um Rafael van der Vaart hatte er den Königlichen aus Madrid mehr als fünfzehn Millionen Euro aus der Schatzkammer geleiert – für einen Spieler, der nur noch ein Jahr Vertrag besaß. Ein Geniestreich, wie man ihn bisher nur von Uli Hoeneß kannte. Danach umrundete er auf der Suche nach Ersatz und Verstärkung gefühlte neunmal den Globus. Von dieser Handlungsreise brachte er neben Nationalspieler Jansen und Dortmunds Stürmer Mladen Petrić auch noch die beiden hoch talentierten brasilianischen Olympiateilnehmer Alex Silva und Neves mit. Ganz nebenbei gelang es ihm, die Abgänge der leistungsschwachen Miesepeter Zidan und Kompany gewinnbringend in sein Transfergebilde einzuweben.
Dieser Höllenritt auf dem Wechselkarussell hat die ganze Schlitzohrigkeit und Verhandlungshärte Beiersdorfers offenbart. Und die Konkurrenz horcht plötzlich auf: Der Schweiger hat Laut gegeben. LUCAS VOGELSANG
Fotohinweis:DIETMAR BEIERSDORFER, 44, lernte die Kunst des diskreten Transfers als Spieler bei Werder Bremen kennen FOTO: DPA