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Archiv-Artikel

Richtig auf dem Holzweg

Seitdem Nachhaltigkeit auch in der Ökonomie ein wichtiger Faktor geworden ist, sind Wälder, Baumschulen und Plantagen als Geldanlage en vogue. Doch nicht alles, was grünt, ist nachhaltig

VON ANSGAR WARNER

Selten können Anleger ihre Zinsen wirklich wachsen sehen – bei Holzinvestment ist das jedoch kein Problem. Mit jedem Zentimeter, den ein Setzling dem Himmel entgegenwächst, ist man der Rendite einen Schritt näher. Der grüne Blätterwald lässt sich zudem nicht von Börsenkursen und Konjunkturschwankungen beeindrucken. Das war natürlich schon immer so. Doch seitdem Nachhaltigkeit auch in der Ökonomie ein wichtiger Faktor geworden ist, sind Wälder, Baumschulen und Plantagen als Geldanlage plötzlich wieder en vogue. Neben der Suche nach Strategien zur Treibhausgasreduktion hat aber auch die Hausse der Rohstoffpreise den nachwachsenden Rohstoff Holz bei langfristig orientierten Anlegern beliebt gemacht.

Branchenkenner verweisen gerne darauf, dass etwa der Stiftungsfonds der Harvard University – mit 25,9 Milliarden Dollar das größte Stiftungsportfolio aller US-Hochschulen – mehr als 10 Prozent seines Anlagevolumens in Forstflächen investiert. Auch Pensionskassen legen in den Vereinigten Staaten schon seit Jahrzehnten einen Teil ihrer Gelder in Wald und Forst an. Der Holzweg ist offenbar ein Königsweg, wenn es um hohe Gewinne geht: Allein die im NCREIF Timberland Property Index erfassten Werte, die sich auf US-amerikanische Forstflächen beziehen, brachten seit dem Start 1987 eine durchschnittliche jährliche Rendite von rund 14,5 Prozent.

Die USA sind neben Europa zugleich Vorreiter, was die nachhaltige Forstwirtschaft angeht: Mehr als die Hälfte der Waldflächen ist nach weltweit gültigen Standards zertifiziert. Die weltweite Entwaldung schreitet trotzdem voran: Denn in Asien, Afrika und Südamerika wird nur ein Bruchteil der Flächen nachhaltig bewirtschaftet. Umso wichtiger sind Musterprojekte wie das von BaumInvest in Costa Rica: Leo Pröstler, einst Gründer des Ökoversandhauses Waschbär, zeigt damit, dass man die soziale und die ökologische Rendite einbeziehen kann. Auf der Finca San Rafael setzt man nämlich nicht auf Monokulturen: „Wir pflanzen zur Hälfte Teakholz, zur Hälfte einheimische Baumarten, ein Teil der Fläche wird zudem etwa für andere Nutzungsformen freigehalten“, berichtet Pröstler. Auf einem Teil der Aufforstungsfläche bietet BaumInvest den Bauern vor Ort Landstücke zur Pacht an, damit sie dort eigene Lebensmittel anbauen können. „Die angebauten Gewürze, Früchte und Kräuter, wie etwa Kaffee, Kakao, Ingwer oder Maniok, werden dann mit der Unterstützung von BaumInvest vermarktet“, so Pröstler. Die Arbeiter und Helfer bekommen nicht nur eine stabile Existenzgrundlage, ihnen werden auch umfangreiche Kenntnisse in moderner Forst- und Agrarwirtschaft vermittelt. Wachsender Wohlstand ist gleichzeitig die beste Garantie für den Erhalt der einheimischen Wälder, denn dadurch sinkt die Gefahr unkontrollierter Rodungen.

Dass die Wahl der BaumInvest-Gründer auf Costa Rica fiel, hat verschiedene Gründe: „Politische Stabilität, Klimatische Stabilität, das schnelle Baumwachstum in den Tropen, aber auch die gute Erreichbarkeit des Standortes waren für uns wichtige Kriterien.“ So können sich Investoren auch vor Ort von den Bedingungen überzeugen.

Ein anderes Modell bietet die in Bonn ansässige Firma Forest Finance: Neben „Waldsparbüchern“ bietet sie auch einen „Baumsparvertrag“ an. Während bei Fonds normalerweise Einstiegssummen von mehreren tausend Euro fällig werden, ist man hier etwa schon mit zwölf monatlichen Sparraten von je 30 Euro mit dabei. Dafür wird jeden Monat auf einer Plantage in Panama ein Baum gepflanzt, der dann 25 Jahre lang wächst. Die „Baumsparer“ können nach Angaben von Forest Finance auf eine Rendite von bis zu 9,65 Prozent pro Jahr hoffen.

Natürlich ist auch das Holzinvestment nicht völlig ohne Risiko. Plantagen brauchen gerade zu Beginn der Wachstumsphase die meiste Pflege und verursachen dadurch auch die meisten Kosten. Gehen einem Projekt in dieser Phase die Mittel aus, sind die Investitionen verloren. Ein Schweizer Investmentprojekt machte vor einigen Jahren mit einer Totalpleite Schlagzeilen, kaum dass es gestartet war. Manche Anbieter versuchen solche Probleme zu umgehen, indem sie auf Eukalyptusbäume setzen, mit denen sich schon nach knapp sieben Jahren Erträge erwirtschaften lassen. Doch Monokulturen mit diesen Gewächsen, wie sie etwa zur Zellstoffgewinnung in Brasilien genutzt werden, bieten anderen Tieren und Pflanzen keinen Lebensraum, laugen die Böden aus und verbrauchen wertvolle Wasserreserven. Auch beim Holzinvestment sollte man also genau hinschauen: Nicht alles, was grün aussieht, ist es auch wirklich.