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Archiv-Artikel

Endlich mehr Sex im Haushalt

Fachtagung für Verwaltungsangestellte sammelt im Haus des Reichs Ideen für einen geschlechtersensiblen Haushalt

Geschlechtergerechtigkeit ist ein hehres Ziel, wie aber sie herstellen? Ohne Geld geht das nicht. Und vor allem muss man dafür wissen, ob die jeweiligen Ausgaben bestehende Strukturen verändern. Oder sie festschreiben.

„Wir wissen oft gar nicht, wie das Geld, das wir im Haushalt verteilen, wirkt“, konstatierte Finanzsenatorin Karoline Linnert auf einer Fachtagung zum Thema Gender Budgeting – der Kunst also, öffentliche Haushalte so darzustellen, dass sie das angestrebte Ziel der Gleichberechtigung verwirklichen helfen. Sie fand Ende vergangener Woche im Haus des Reichs statt – und zeichnete vor allem ein Panorama der Einsatzmöglichkeiten des Ansatzes.

So berichtete Rolf-Gerhard Facklam, Abteilungsleiter beim Sentator für Inneres und Sport, von der Geschlechterverteilung beim Katastrophenschutz. Nur 22,9 Prozent der Freiwilligen seien Frauen. „Wir wollen jetzt erforschen, wie die Rekrutierung erfolgt“, sagte er. Dass Gender Budgeting aber nicht nur auf Förderbedarf von Frauen hinweist, zeigten die Zahlen, die der stellvertretende Direktor der Stadtbibliothek, Erwin Miedtke, vorstellte: Nur 37 Prozent der Bücherei-Besucher sei männlich, bei den Veranstaltungen kämen sogar nur 20 Prozent Männer. „Da müssen wir uns fragen: Haben wir genug Veranstaltungen für Jungen und Männer?“, so Miedtke.

Passend zum Tagungs-Thema war auch ein ausgeglichen geschlechtergemischtes Publikum erschienen – obwohl eine Teilnahme für niemanden vorgeschrieben war. „Gender Budgeting bedeutet ja gerade keine Frauenförderung, sondern dass man sich Gedanken macht, wie sich der Haushalt auf beide Geschlechter auswirkt“, sagte der Haushaltsdirektor des Finanzressorts Jan Pörksen.

Hans-Jörg Wilkens, der Leiter des Stadtamts, sah das ähnlich: „Die Zielsetzung ist ja gerade die Gleichbehandlung, das haben wir eben am Kulturressort gesehen.“ Den vertrat die Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz und bemerkte, dass in ihrem Ressort über 60 Prozent der Führungskräfte weiblich sind. Dieses „gallische Dorf“ wolle sie allerdings nicht angreifen. Es gebe schließlich genug Führungsetagen, in denen Männer die Mehrheit stellten.

Wie weit das Gender Budgeting am Ende reichen soll, war auf der Tagung umstritten. Facklam beispielsweise hielte es nicht für sinnvoll, den gesamten Haushalt durchzugendern. So hätten Mietkosten für die Verwaltungsgebäude nichts mit Geschlechtergerechtigkeit zu tun. Susanne Gieffers, Sprecherin der Landesfrauenbeauftragten, sieht das anders. „Es ist gut, dass es in Bremen überhaupt los geht“, sagt sie. Ziel der Frauenbeauftragten sei es aber, dass bei der gesamten Erstellung des Haushaltes nicht nur das Budget mitgedacht würde, sondern auch immer, wie er sich auf die Geschlechter auswirkt. JANA WAGNER