hamburger szene : Flaschenpost nach nirgendwo
Es ist Freitagabend. Gemeinsam mit einem Kumpel sitze ich auf der Couch. Wir haben jeweils eine Knolle in der Hand und starren entgeistert auf den Fernseher. Die Wiederholung der Wiederholung der Wiederholung der letzten Pokermeisterschaft läuft – eine Großstadt-Ohnmacht überkommt uns.
„Irgendwas muss man doch in dieser Stadt erleben können“, meckert er. Die immer gleichen Parties auf dem Kiez haben wir bereits ausgeschlossen und zum Nachtbaden im Freibad fehlen uns die Mädchen. So verharren wir weiter und schimpfen auf unsere öde Heimat, unser eintöniges Leben und beschließen, dass es so nicht weitergehen kann.
Wir müssen hier weg. Raus aus der depressiven Großstadt, die im Begriff ist, die letzten Vorzüge unsere Jugend zu killen.
Mein Leidensgenosse fährt den Computer hoch. Schnell haben wir herausgefunden, dass noch ein Zug nach Sylt fährt. Knapp vier Stunden später stehen wir vor dem Bahnhof Westerland. „Ab zum Strand?“, fragt er mich. Wenige Schritte später setzen wir uns in den Sand, doch auch hier holt uns die Langweile wieder ein. „Das ist auch scheiße“, sage ich.
Irgendwer muss uns retten, schließlich geht auch der Biervorat zur Neige. „Eine Flaschenpost“, sagt er. Die Idee finde ich prima und schnell pinseln wir „Hilfe, holt uns hier ab – Danke!“ auf einen Papierfetzen und werfen unseren Notruf in die Nordsee. Bis bald Sehnsucht …
Julian König