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Archiv-Artikel

Erdkröten sollen Opel weichen

In Blumenthal soll ein Autohaus direkt neben einem Wasserschutzgebiet gebaut werden. Umweltschützer protestieren, doch Grüne und Bauressort sehen keine Gefahr – Pech für die Kröten

von Christian Jakob und Jan Zier

Grundwasserschutz oder Arbeitsplätze – um diese Frage wird in diesen Tagen in Blumenthal heftig gestritten. Stein des Anstoßes: Die Umzugspläne des Opel-Hauses Schleef. Dessen alte Räume sind zu klein für den Betrieb mit 20 Beschäftigten geworden. Doch die seit langem im Nordbremer Stadtteil ansässige Firma möchte in der Gegend bleiben. „Wir haben mit ganz hochgestochenen Experten, der BIG, den Parteien und dem Bauamt gemeinsam das einzige Grundstück ausgesucht, das allen Anforderungen entspricht“, sagt Schleef-Chef Rainer Orléa. Die Wahl fiel auf eine brachliegende Grünfläche an der Lüssumer Straße, südlich der Zufahrt zur A 270.

Das Problem: Nicht nur die Autobahn liegt in unmittelbarer Nähe des Grundstücks, sondern auch die Wasserschutzzone zwei des Blumenthaler Wasserwerks und die Blumenthaler Aue. Das Wasserwerk fördert rund ein Fünftel des Bremer Trinkwassers. Für den „Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz“ (BBU) ist das ein „kostbarer Schatz“, den sich „viele Kommunen wünschen würden“. Der Umweltverband fürchtet, Lack- und Ölrückstände könnten eines Tages in den Boden sickern und das Grundwasser verseuchen. BBU-Chef Harald Gülzow wandte sich deswegen in einem Brief an Umweltsenator Rainer Loske (Grüne) und protestierte gegen den neuen Bebauungsplan.

Auch das „Projekt Krötenschutz“ steht dem Autohaus-Bau skeptisch gegenüber. „Der Hang des Auetals ist ein Lebensraum für Erdkröten. Der wird nun verschwinden“, sagt Krötenschützer Thomas Garz. „Ich bin mir nicht sicher, ob man das ersetzen kann.“ Garz’ Gruppe war es, die die BBU auf die Sache aufmerksam machte. Auch er sorgt sich um das Wasser: „Man wird sicher alles technisch Mögliche machen. Trotzdem kann niemand sagen, dass da nie etwas passieren wird.“ Das Autohaus, so findet Garz, „könnte auch gut woanders hin“, etwa in das Gebiet um die Bremer Wollkämmerei.

Schleef-Chef Orléa weist das zurück: „Die Leute glauben gar nicht, wie viel Hirnschmalz in so einer Planung steckt. Und wir können eben nicht woanders bauen, jedenfalls nicht in Blumenthal.“ 40.000 Euro hat Orléa nach eigenen Angaben bisher für die Prüfungen der Bürgereinwände zahlen müssen. Ihn ärgert das: „Direkt nebenan ist eine Autobahn, da fahren am Tag 10.000 Autos lang. In der Nähe sind Tankstellen, da wird dauernd mit Riesenmengen Öl und Benzin hantiert. Wir sollen jetzt die Buhmänner sein, dabei kommen zu uns höchstens 50 Autos am Tag.“

Eine Deputationsvorlage des Umwelt- und Bauressorts vom Mai gibt Orléa Recht. „Das Bauvorhaben wurde positiv geprüft“, heißt es da. Eine andere Nutzung komme nicht in Betracht und der „angemahnte Kröten- und Trinkwasserschutz werde in Bebauungsplan festgeschrieben.“ Auch der Brief der BBU, so Ressortsprecher Michael Ortmans, ändere daran nichts. Der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Klaus Möhle sieht das genauso. „Planungsrechtlich ist alles bedacht worden.“ Das Umweltgutachten sei „endlos lang“ und habe ergeben, dass keine Gefahr für das Trinkwasser bestehe.

Garz hat am Montag erneut im Beirat Blumenthal gegen das Bauvorhaben opponiert. Doch der hat längst zugestimmt, den Protest lediglich zur Kenntnis genommen. „Aus unserer Sicht ist der Dampf raus“, sagt Ortsamtsleiter Erik Petersen. Am 19. September soll die Umweltdeputation entscheiden.