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Archiv-Artikel

Kompost gegen den Klimawandel

KlimazeugInnen,Teil 1: Grace Mketto zeigt Bäuerinnen in Tansania, wie die Folgen der Dürre zu mildern sind. Am Samstag spricht sie auf einer Anti-Kohle-Demo in Jänschwalde

TAZ-SERIE: ZEUGINNEN DES KLIMAWANDELS

An diesem Samstag finden an den geplanten Kohlekraftwerkstandorten Staudinger (Hessen) und Jänschwalde (Brandenburg) Demonstrationen gegen neue Kohlekraftwerke statt. Als RednerInnen mit dabei sind auch Menschen aus Bolivien, Indien, Kirgisistan, Tansania und den Fidschi-Inseln – Ländern, die vom Klimawandel besonders betroffen sind. In einer Serie stellt die taz einige von ihnen vor.Demo-Infos: die-klima-allianz.de

BERLIN taz ■ An der Grenze von Tansania und Kenia liegt der Kilimandscharo. Erst jüngst hat die schmelzende Eiskappe des höchsten Berges Afrikas schon wieder für Überschwemmungen gesorgt: Bauern des Bezirks Mwanga berichten von Wassermassen, die es seit Jahrzehnten nicht gegeben habe.

„Überall verändert sich die Landschaft. Seen vertrocknen, Dürren und Überflutungen nehmen zu“, sagt Grace Mketto von der Entwicklungsorganisation Inades. „Das Leben der Kleinbauern ist hart, unvorstellbar hart“, sagt Mketto. „Sie bewirtschaften ihr Land mit den bloßen Händen und können deshalb nur auf kleinen Flächen anbauen.“ Der Ertrag reiche oft gerade aus, um zu überleben. „Arme Länder wie Tansania werden vom Klimawandel besonders hart getroffen, ohne die Hauptverursacher zu sein“, sagt die 35-Jährige.

Statistisch verursacht ein Tansanianer jährlich gerade einmal ein Hundertstel der Kohlendioxidemissionen, die im Durchschnitt jeder Mensch in Deutschland verursacht. Deshalb ist Grace Mketto jetzt nach Deutschland gekommen, um am Samstag auf der Demo gegen die geplanten Kohlekraftwerke in Jänschwalde zu reden. „Die Kohlekraftwerke der Industrienationen führen bei uns zu Überflutungen, extremen Dürren, schlechten Ernten, Hungersnöten und der Ausbreitung von Krankheiten“.

Tansania ist eines der ärmsten Länder der Welt. Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. In der traditionellen Landwirtschaft spielen vor allem Frauen eine wichtige Rolle – sie produzieren 60 bis 80 Prozent der im Inland konsumierten Nahrungsmittel. Bereits jetzt müssen sie aufgrund sich erschwerender Bedingungen für einen gleichbleibenden Ertrag mehr Zeit auf den Feldern verbringen. Für die Energieversorgung mit Feuerholz und die Wasserversorgung müssen sie immer längere Wege in Kauf nehmen, mitunter täglich mehr als zehn Kilometer. Zudem verschärft der Klimawandel die ohnehin bestehenden Probleme wie die allgegenwärtige Armut und die Ausbreitung von Krankheiten. Nach jüngsten Zahlen des UN-Weltklimarates IPCC wird der Niederschlag in Tansania wegen der Erderwärmung bis 2100 um 20 Prozent abnehmen. Der Ertrag des Hauptnahrungsmittels Mais verringert sich bis 2080 um über 30 Prozent. In extrem trockenen Regionen wie um die Hauptstadt Dodoma im Landesinneren wird ein Rückgang der Ernten um ganze 80 Prozent erwartet.

Grace Mketto koordiniert in Tansania ein Projekt, dass Bäuerinnen Hilfe zur Selbsthilfe geben soll. Mketto und acht weitere Ausbilder der Organisation besuchen die Dörfer und unterrichten dort die Frauen in nachhaltige Bewirtschaftung des Bodens. Hier können sie lernen, wie sie auf ihren trockenen, ausgelaugten Böden höhere Erträge erwirtschaften. „Wir zeigen zum Beispiel, wie Kompost als Dünger verwendet werden kann – das kann den Ertrag mitunter verdoppeln“. SARAH MESSINA