: Der Mann mit der Weste
Er sei nach Hamburg gekommen, um Erfolg zu haben, verkündete Torhüter Frank Rost nach seiner Unterschrift im Januar 2007 beim Hamburger SV. Den ersten Titel hat er nun geholt: Heute bekommt Frank Rost vom TV-Sender DSF den Preis „Weiße Weste“ verliehen, der erstmalig, als Pendant zur Torjäger-Kanone, den besten Torhüter der Saison auszeichnet. In der abgelaufenen Spielzeit hielt Rost in 34 Bundesliga-Spielen sein Tor 13 Mal sauber.
Dass Frank Rost nochmal so angreifen wird, war vor zwei Jahren nicht abzusehen. Damals sprach ihm sein Trainer beim FC Schalke 04, Mirko Slomka, das „gewisse Quäntchen Glück“ beim Halten von unmöglichen Bällen ab und setzte ihm den 20-Jährigen Manuel Neuer vor die Nase. „Ich bin kein Sitzfußballer“, sagte Rost daraufhin im Aktuellen Sportstudio des ZDF und musste handeln.
Zum Wechsel-Zeitpunkt stand sein neuer Arbeitgeber auf einem Abstiegsrang, die Mannschaft war ein verunsicherter Haufen. Gesucht wurde einer, der sich nicht anpasst, der intern den Mund aufmacht und mitreißt.
Der gebürtige Chemnitzer hatte sich in Gelsenkirchen eben jenen Ruf erarbeitet. Beim FC Schalke 04 soll er mit seiner schonungslosen Art vor allem mit Kapitän Marcelo Bordon des öfteren aneinander geraten sein.
In Hamburg ist er nun ruhiger geworden. Schläft, wenn er verärgert ist, lieber erstmal eine Nacht drüber. Trotzdem sei er als Führungsspieler geholt worden, sagt er. Und in dieser Funktion redete er wenige Tage nach seiner Ankunft in Hamburg auch gleich Tacheles. Nach einem verlorenen Testspiel gegen Bayern München soll er in die Kabine des Trainers Thomas Doll gegangen sein und erstmal zum Rundumschlag ausgeholt haben.
Den Erfolgshunger hat Rost in die Wiege gelegt bekommen. Beide Elternteile waren erfolgreiche DDR-Handballer.
Die aktuelle Spielzeit läuft für Frank Rost noch nicht wie gewünscht. Bei zwei von fünf Gegentoren zeigte er Schwächen in der Strafraumbeherrschung. Sonst in Schwächephasen meist die einzige Konstante, passte er sich der schlechten Leistung seiner defensiven Vorderleuten an, die noch sichtbare Abstimmungsprobleme in der offensiveren Spielführung unter Neu-Trainer Martin Jol haben. Julian König
Fotohinweis:Der Kicker bescheinigte Frank Rost, 35, im letzten Jahr einen besseren Notenschnitt als Robert Enke, die aktuelle Nummer eins der Nationalmannschaft. Durch konstant gute Leistung wurde er vor der Europameisterschaft als Mitfahrkandidat gehandelt. Foto: dpa