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Archiv-Artikel

Rattan im Regenwald

Die Organisation Borneo Orangutan Survival fördert Anbau und Verkauf des Waldprodukts: zum Schutz des Urwaldes und sozialer Sicherheit der Bevölkerung

Die Barito Dayak in Zentralkalimantan auf der indonesischen Insel Borneo kultivieren traditionell das Waldprodukt Rattan, eines der wichtigsten Nichtholz-Waldprodukte der Region. Rattanprodukte sind bei uns bekannt als Korbwaren und geflochtene Möbel. Weniger bekannt ist, dass die Kultivierung von Rattan im Regenwald für eine schonende und nachhaltige Waldnutzung sorgt und zur Ernährungssicherheit der lokalen Bevölkerung beitragen kann. Gleichzeitig wird der Wald vor seiner Zerstörung durch andere kommerzielle Nutzungen, wie den legalen wie illegalen Holzeinschlag, geschützt.

Mit der Zahlung fairer Preise versucht die Organisation Borneo Orang-Utan Survival (BOS), die Kultivierung der Rattangärten wieder lukrativ zu machen. Denn in Zentralkalimantan führten in den 90er-Jahren die Auswirkungen politischer Handelsrestriktionen sowie regionalwirtschaftliche Probleme zu einem dramatischen Verfall der Rattanpreise. Sie sanken auf ein Niveau, das die Kultivierung von Rattan unrentabel machte. Die Rattangärten wurden vernachlässigt und verwilderten, die Qualität der Produkte sank.

Mit der zunehmenden Zerstörung ursprünglichen Regenwaldes, vor allem durch den kommerziellen und meist illegalen Holzeinschlag, ist heute in Zentralkalimantan die Ernährungssicherheit durch Waldprodukte wie Rattan langfristig gefährdet. Wo interessante Angebote für den Kauf von Landflächen gemacht werden, verkaufen die Bauern deshalb ihre Rattangärten. In jüngster Zeit sind vermehrt Fälle bekannt geworden, in denen sie auch gezwungen wurden, ihre Anbauflächen in Plantagen für Ölpalmen oder Industrieholz umzuwandeln. Erschwerend für die Rattanbauern ist zudem das kartellartig operierende Händler- und Unternehmernetz für Rohrattan. Die Bauern haben kaum eine Chance, gerechtere Preise für ihre Produkte zu erhalten, selbst wenn die Preise für Rattan auf den internationalen Märkten steigen.

Dabei ist die Rattanproduktion ökonomisch grundsätzlich aussichtsreich, weil sie in Nutzungen eingeht, die sowohl in den Entwicklungsländern als auch in Industriestaaten Absatzmärkte finden. Sozial ist die Nutzung insofern, als sie fast ausschließlich durch viele kleine bäuerliche Betriebe in einer Region erfolgt, in der die Familien kaum alternative Einkommensquellen haben. Vom ökologischen Standpunkt aus gesehen ist die Rattanproduktion im Vergleich mit den meisten kommerziellen Nutzungen der Waldflächen zudem schonend und ökologisch nachhaltig.

BOS versucht nun die Bauern im Preiswettbewerb zu stärken und die Qualität sowie die Beständigkeit der Rohrattanproduktion zu sichern. Zu diesem Zweck sind Baumschulen für Rattan entstanden und Weiterbildungsmaßnahmen für seine Vermehrung und Vermarktung durchgeführt worden. Faire Preisvereinbarungen mit der heimischen Möbelindustrie, die um das Zwei- bis Dreifache über den sonst bezahlten Preisen liegen, bilden außerdem die Grundlage für ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Produzenten und verarbeitender Industrie. RALF KÜPPER

Der Autor ist BOS-Mitglied, Infos: www.bos-deutschland.de