: Der Weg zur Illusion
Affären, Differenzen und andere Katastrophen: „Die amerikanische Nacht“ als Theaterstück im Saalbau
Wie lange braucht es, bis die perfekte Ohrfeige im Kasten ist? Fünf, vielleicht zehn Versuche, bis der Regisseur sich bei den Akteuren bedankt. Eine Akribie fürs Detail muss sein, dass man später im fertigen Produkt den Schauspielern auch die Wut in dieser Szene abnimmt. Der zahlende Kinogast erfreut sich am glänzenden Endprodukt, an den prächtigen Bildern, welche die Kamera eingefangen hat, dem Harmonieren der Charaktere … Doch wie sieht es eigentlich am Set aus? François Truffaut zeigte es in seinem Film „Die amerikanische Nacht“ aus dem Jahr 1972. Es geht um einen Film im Film, der trotz aller Probleme und Schicksalsschläge dennoch irgendwie entsteht und dem man in dessen Endfassung eben all die zurückliegenden Strapazen – wie immer – nicht ansieht. Übrigens: Als eine „amerikanische Nacht“ wird eine Szene bezeichnet, die bei Tag gedreht wurde und durch Einsatz besonderer Filter aussieht wie eine Szene, die bei Nacht spielt. Kino bedeutet, die perfekte Illusion zu suggerieren. Die Regisseurin Vera Samusch vom Schauspiel Neukölln wandelt auf den Spuren Truffauts, in der nunmehr achten Theateradaption eines Filmes hier. Ein Filmset ist ein großes Theater. Das sollte also passen. Der besondere Aspekt: Ebenso, wie Truffaut den Regisseur in seinem Film mimte, wird das auch Samusch im Theaterstück tun. Noch bis zum 19. Januar im Saalbau Neukölln zu sehen. TB